Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Dr. Mohamed Tarek Ali, Tierarztpraxis am Gipsberg,  Tiermedizinische Fachakademie auf VetStage

Osteosarkom des distalen Radius bei einem Labrador Retriever

erstellt am 13. Oktober 2025

Hinweis: Die Rechte für diesen Inhalt liegen bei VetStage oder wurden uns zur Verfügung gestellt. Bildquelle: Shutterstock.com

Einleitung

Das Osteosarkom ist der häufigste primäre Knochentumor beim Hund und betrifft bevorzugt großwüchsige, ältere Tiere. Besonders häufig sind die metaphysären Regionen langer Röhrenknochen, wie der distale Radius oder der proximale Humerus, betroffen. Die Erkrankung ist durch ein lokal aggressives Wachstum und ein hohes Metastasierungspotenzial, vor allem in die Lunge, gekennzeichnet. Eine frühzeitige Diagnostik und ein strukturiertes Vorgehen sind entscheidend für eine sinnvolle Therapieplanung und eine realistische Prognoseeinschätzung.

 


Symptomatik

Ein 11-jähriger, männlich kastrierter Labrador Retriever wurde wegen einer seit etwa zwei Wochen zunehmenden Umfangsvermehrung am distalen Unterarm (Radius/Ulna) vorgestellt. Die Besitzer berichteten über eine initial leichte Lahmheit und ein „Stolpern“ beim Spaziergang, gefolgt von einer progredienten Schwellung und einer belastungsabhängigen Lahmheit.

Der Allgemeinzustand wurde als weitgehend unauffällig beschrieben; systemische Symptome wie Fieber oder Inappetenz waren nicht vorhanden. Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich eine deutliche, druckschmerzhafte Umfangsvermehrung am distalen Unterarm und eine leicht bis mäßig ausgeprägte Lahmheit der betroffenen Gliedmaße.

 


Diagnostik

Vor der Vorstellung in unserer Praxis war bereits eine zweiwöchige NSAID-Therapie durch den Haustierarzt erfolgt – ohne erkennbare Besserung. Da die Lahmheit zunächst als altersbedingt oder durch eine harmlose Verstauchung bedingt eingeschätzt wurde, erfolgte zunächst keine weiterführende Diagnostik.

 

Bei der Vorstellung in unserer Praxis stand die Röntgenuntersuchung im Fokus: Sie zeigte ein deutlich aggressives, destruktives Knochengeschehen mit periostaler Reaktion und Weichteilbeteiligung – hochgradig verdächtig für ein Osteosarkom. Der Fall verdeutlicht, wie wichtig eine bildgebende Untersuchung ist, selbst wenn die Lahmheit zunächst plausibel erklärbar scheint. Nur so können neoplastische Veränderungen frühzeitig erkannt werden.

 

Radiologische Merkmale eines Osteosarkoms:

  • destruktive, irreguläre Läsionen mit kortikaler Auflösung
  • unregelmäßige, lamelläre oder „Sunburst“-artige Periostreaktionen
  • Weichteilmassenerweiterung
  • Codman-Dreieck als Hinweis auf aggressives Wachstum

Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind insbesondere Osteomyelitis (meist mit systemischen Entzündungszeichen), Chondrosarkom (chondrale Matrix, langsamere Progression)

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Autor:innen

Dr. Mohamed Tarek Ali, Tierarztpraxis am Gipsberg

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