Flexorenenthesiophytopathie, Coronoidpathologie und Coxarthrose
erstellt am 14. Juni 2022


Einleitung in Thematik
Adipositas bei Haustieren und damit verbundene orthopädische Veränderungen des Bewegungsapparates mit entsprechenden pathologischen Erscheinungsbildern sind keine Seltenheit. Einige Rasse neigen aufgrund einer genetischen Disposition noch zusätzlich an einem höheren Risiko eine HD und/oder ED zu entwickeln.
So auch in diesem Fallbericht des übergewichtigen Berner Sennenhundes Sam, der uns in einem Alter von 6 Jahren bei vorgestellt wurde. Im Folgenden wird beschrieben, mit welchen bildgebenden diagnostischen Verfahren der Umfang der diversen orthopädischen Veränderungen zum Vorschein kam (siehe auch Bilder).
Vorbericht
Die Überweisung der Haustierarztpraxis beinhaltete Röntgenbilder des Hundes Sam mit folgender Verdachtsdiagnose: Cubarthrose, mit der Bitte um Beurteilung. In der Röntgendiagnostik konnte diese Coronoidpathologie gesehen werden, Sam zeigte allerdings nur eine sporadische Lahmheit, weshalb der Rat zur eingehenden orthopädischen Untersuchung nahegelegt wurde.
Die Besitzer:innen gaben an, das Sam seit 4 Monaten "komisch laufen würde" beim Spazierengehen und unter Schmerztherapie (NSAID) keine Besserung eintrat.
Diagnostik und Befunde
Orthopädische Untersuchung
In der klinischen Untersuchung konnte ein verkürzter AROM aller Gliedmaßen mit einer Lahmheit vorne rechts gesehen werden. Bei der orthopädischen Untersuchung zeigte Sam eine ggr. beidseitige Exorotation der Ellenbogen.
Bei der Palpation beider Ellenbogen konnte beidseits eine Gelenkfüllung festgestellt werden und die Coronoidprobe war beidseits positiv. Im linken Vorderbein war die Muskulatur verspannt, ansonsten waren alle Gliedmaßen und Gelenke ohne auffälligen Befund. Auffällig war eine feste Epaxialmuskulatur und blockierte Iliosakralgelenke.
Röntgendiagnostik
Das Röntgenbild der Lendenwirbelsäule im laterolateralen Strahlengang zeigte eine ggr. Spondylose zwischen L7/S1. Die Adipositas konnte auch im Röntgen anhand eines mgr. vermehrter subkutaner Fettschatten bestätigt werden. Der erhöhte Body Condition Score lässt außerdem vermuten, dass auch weitere Gelenke unter einer gewissen Belastung stehen.
Nebenbefund war eine beginnende Sulcus-Exostose mit beginnender Exostose im Sulcus intertubercularis des linken Schultergelenks, die sich im mediolateralen Strahlengang und Skyline-Projektion zeigte (die Weichteilstrukturen waren unauffällig).
Das Becken im ventrodorsalen Strahlengang offenbarte einen weiteren Befund: Beide Femurköpfe waren gering- bis mittelgradig abgeflacht und wurden nur zu zirka 30% vom Acetabulum umfasst.
Die Femurhälse waren mgr. walzenförmig verdickt und unregelmäßig und es zeigte sich eine hgr. Kragen-Linie beidseits. Der Gelenkspalt zeigte sich beidseits mgr. divergent.
Computertomografie inkl. Rekonstruktionen und Befundung
Für die weitere Diagnostik der schon befundeten Auffälligkeiten der Ellenbogengelenke im Röntgen wurde eine native Computertomografie mit anschließender Kontrastmittelgabe (80 ml, i.v.) durchgeführt.
Das CT konnte die zu vorige Röntgendiagnostik noch weiter spezifizieren und die Befunde unterstützen.
Sowohl am rechten als auch am linken Ellenbogen zeigten sich rechts ggr. links mgr. osteophytäre Zubildungen an allen Gelenkanteilen und Zubildungen dorsal am Processus anconeus. Am Epicondylus medialis zeigten sich jeweils eine ggr. osteoproliferative Zubildung. Die Spitzen des Processus coronoideus medialis ulnae zeigten beidseitig eine unregelmäßige Kontur und eine ggr. Dichteverminderung.
Interessant wurde es nach der Kontrastmittelapplikation. Am Ursprung der Flexoren und bis weit nach distal ziehend reicherte sich heterogen Kontrastmittel an, rechts hgr. und links ggr., die mit kleinen länglichen Flüssigkeitseinlagerungen assoziiert waren.
Anschließend folgte der dringende Rat zur beidseitigen Arthroskopie der Ellenbogen mit anschließender Versorgung, auch mit dem Hinweis, dass eine Lahmfreiheit wahrscheinlich nicht vollständig erzeugt würde, aber eine Schmerzminderung herbeiführe.
Arthroskopie
Das vorab durch die Haustierarztpraxis vorliegende Blutbild zeigte keine Auffälligkeiten bezüglich der relevanten Blutparameter und somit stand einer Narkose nichts im Weg.
Bei der jeweiligen Arthroskopie des jeweiligen Ellenbogens wurde ein Optikkanal angelegt und ein Arbeitskanals von medial, unter Schaffung eines Sichtfensters und der Adspektion und Palpation der intraartikulären Strukturen.
Die Befunde beider Ellbogen zeigte eine mgr. Synovialitis mit Zottenhypertrophie, v.a. beidseits am Processus anconaeus. Das Coronoid zeigte beidseits kein Chondropathie und keine Strukturveränderungen, jedoch eine Chondromalazie 1. Grades insbesondere am jeweiligen Proccessus anconaeus. Auch die Flexoren
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Themengebiete
Autor:innen
Dr. Gereon ViefhuesAnicura Ahlen GmbH
Tierärztliche Klinik für Kleintiere Ahlen
Bunsenstraße 20
59229 Ahlen
Dr. Gereon Viefhues ist Klinikleiter der Anicura Ahlen GmbH seit 1995. Er studierte bis 1985 in Hannover und promovierte dort 1987. In der anschließenden Weiterbildungszeit zum Fachtierarzt begann er orthopädisch zu arbeiten. Es folgten orthopädische Zusatzausbildungen an diversen internationalen Universitäten. Neben seinem orthopädischen und neurochirurgischen Schwerpunkt beschäftigt er sich intensiv mit der onkologischen Chirurgie und der Weichteilchirurgie. Seit Anfang der neunziger Jahre ist er auf dem Gebiet der Ophthalmologie (Augenheilkunde) tätig.
Hr. Dr. Viefhues ist Prüfer für Fachtierarztprüfungen der Tierärztekammer. Zudem ist er Autor wissenschaftlicher Fachartikel.
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