Der herzkranke Welpe

erstellt am 28. November 2022

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Fachbeitrag
Ein Beitrag von  Sven Uhle (Tierarzt), Sabine Hertzsch (DACVIM Cardiology), Tierklink Ahlen

Sabine Hertzsch hat Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Leipzig studiert. Nach einem Internship an der Tierklinik Ahlen folgte eine Residency an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München mit dem erfolgreichen Abschluss als Diplomate ACVIM Cardiology. Seit Oktober 2019 ist die Funktionscheftierärztin der interventionellen Kardiologie an der Tierklinik Ahlen. Darüber hinaus ist sie gefragte Referentin auf diversen Kongressen, Instruktorin bei nationalen und internationalen Kardiologie-Kursen (ESAVS, Scil, Improve International) und Dozentin der Fortbildungsreihe Ahlener Praxisseminare (APS). Die Tierärztin ist Mitglied im American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) und der European Society of Veterinary Cardiology (ESVC).

Sven Uhle hat Tiermedizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert und danach für CIWY, einer Wildlife NGO Boliviens gearbeitet. Seit 2015 ist er zurück in Deutschland und arbeitet seitdem in der Anicura Tierklinik in Ahlen, seit 2019 als Oberarzt der Kardiologie.,  AniCura Ahlen auf VetStage
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Angeborene Herzfehler (AHF) umfassen ein breites Spektrum an morphologischen und funktionellen Pathologien des Herzens und dem zugehörigen Gefäßsystem. Je nach Studie liegt die Prävalenz zwischen 0,13 und 0,56%. 1,2 Die 3 häufigsten AHF des Hundes sind der Persistierende Ductus arteriosus (PDA) mit 25,7 %, die Subaortenstenose (SAS) mit 23,5 % und die Pulmonalklappenstenose (PS) mit 22,1 %, wobei regionale Unterschiede in der jeweiligen Häufigkeit bestehen. An 4. Stelle folgt der Ventrikel Septum Defekt (VSD) mit 8,8 %.3 Andere AHF wie Mitral- und Trikuspidalklappendysplasien, Aortenstenosen, Atriumseptumdefekt (ASD), sowie komplexe oder zyanotische AHF kommen deutlich seltener vor.2,3 Rasseprädispositionen sind für viele AHF nachgewiesen wie beispielsweise beim Yorkshire Terrier, Pudel und Malteser für den PDA, beim Beagle, Bulldoggen und dem Schnauzer für die PS.4 Eine offensichtliche Geschlechtsprädisposition ist bisher nur für den PDA bestätigt, wo 73 bis 78 % der Hunde weiblich sind.5-7

Von asymptomatischen bis hin zu letalen Verläufen

Die Klinik variiert bei den betroffenen Welpen stark und reicht abhängig vom Schweregrad der Erkrankung von asymptomatischen bis hin zu letalen Verläufen. Symptome, welche bei einem Welpen im Zusammenhang mit einem AHF stehen können, sind Wachstumsminderung, Leistungsschwäche, Tachy- bis Dyspnoe, Kollaps, Synkopen oder der plötzliche Herztod. Nicht selten zeigen die herzkranken Welpen zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung noch keine Symptome und dem Verdacht einer AHF wird aufgrund eines spezifischen Herzgeräusches nachgegangen.4 Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht hinter jedem Herzgeräusch eines Welpen eine AHF stecken muss, da zwischen benignen und pathologischen Geräuschen unterschieden wird. Während es sich bei benignen Geräuschen um Strömungsgeräusche handelt, sind pathologische Geräusche die Folge einer strukturellen Veränderung.8 Die Prävalenz für benigne Geräusche ist mit 0,1 % etwas niedriger als für AHF.2 Jedoch ist die Differenzierung zwischen pathologischen und benignen Geräuschen rein auskultatorisch nicht sicher möglich, weswegen weitere Diagnostik unabdingbar ist. Außerdem erschweren Hecheln, hohe Herzfrequenzen, enge Zwischenrippenräume und eine oft mäßige Compliance die Auskultation von Welpen zusätzlich.8 Dagegen kann die Lokalisation des Herzgeräusches Aufschlüsse über den vorliegenden AHF geben. Während die PS und SAS ein systolisches Herzgeräusch links basal verursachen, führt der PDA mit Links-Rechts-Shunt an gleicher Stelle zu einem kontinuierlichen Herzgeräusch.4

Benigne Herzgeräusche sind in der Regel systolisch, leise (

Echokardiographie

Das Diagnostikum der Wahl ist die Echokardiographie. Zwar stellt das Röntgen eine nützliche Maßnahme in Bezug auf den Nachweis einer Dekompensation in Form eines kardiogen bedingten Lungenödems dar (Abb. 1), mit einer diagnostischen Rate von 37 bis 40 % für die Erkennung von AHF jedoch niemals einen Ersatz für die Echokardiographie.10 Denn mit der Echokardiographie lassen sich Stück für Stück die verschiedenen Kompartimente und Funktionsparameter des Herzens evaluieren und Veränderungen sicher aufdecken.11 Shunterkrankungen wie beispielsweise der PDA oder VSD führen ebenso wie die Mitralklappendysplasie zu einer linksseitigen Volumenüberladung, während stenotische Erkrankungen wie die SAS mit einer linksseitigen und die PS mit einer rechtseitigen konzentrischen Hypertrophie einhergehen (Abb. 2). Hinzu kommen die für die jeweilige Erkrankungen typischen Veränderungen im Farb- und Spektraldoppler, sowie die direkte Visualisierung des Defektes selbst (Abb. 3).4,11,12 Darüber hinaus kann durch die Echokardiographie der Schweregrad und das Ausmaß des AHF erfasst werden, was wiederum entscheidend für die Auswahl der optimalen Therapie ist.3,9 Einige wenige AHF wie bestimmte Gefäßanomalien können mithilfe der Echokardiographie nicht sicher diagnostiziert werden. In diesen Fällen helfen andere bildgebende Verfahren wie die Angiographie oder eine Angio-Computertomographie weiter.13

Das EKG dient vor allem dazu, Arrhythmien aufzudecken und zu klassifizieren. Hypervoltage oder Achsenabweichungen als Folge der Herzvergrößerung sind jedoch unspezifisch und zur weiteren Klassifizierung des AHF wenig hilfreich.4 Kardiale Biomarker wie das kardiale Troponin I und NTpro-BNP können bei schwerwiegenden Herzerkrankungen und Volumenüberladung erhöht sein und somit einen Hinweis auf eine kardiale Erkrankung liefern, welche mithilfe der Echokardiographie weiter abgeklärt gehört. Jedoch wurden auch normale Werte bei milden und sogar schweren AHF erhoben, weswegen normale Werte einen AHF nicht auszuschließen vermögen.9

Therapeutisch stehen für die verschiedenen AHF eine Auswahl an interventionellen, chirurgischen und medikamentösen Optionen zur Verfügung, wobei die genaue Therapie von der zugrundeliegenden Erkrankung als auch ihrem

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Sven Uhle (Tierarzt), Sabine Hertzsch (DACVIM Cardiology), Tierklink Ahlen

Sabine Hertzsch hat Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Leipzig studiert. Nach einem Internship an der Tierklinik Ahlen folgte eine Residency an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München mit dem erfolgreichen Abschluss als Diplomate ACVIM Cardiology. Seit Oktober 2019 ist die Funktionscheftierärztin der interventionellen Kardiologie an der Tierklinik Ahlen. Darüber hinaus ist sie gefragte Referentin auf diversen Kongressen, Instruktorin bei nationalen und internationalen Kardiologie-Kursen (ESAVS, Scil, Improve International) und Dozentin der Fortbildungsreihe Ahlener Praxisseminare (APS). Die Tierärztin ist Mitglied im American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) und der European Society of Veterinary Cardiology (ESVC).

Sven Uhle hat Tiermedizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert und danach für CIWY, einer Wildlife NGO Boliviens gearbeitet. Seit 2015 ist er zurück in Deutschland und arbeitet seitdem in der Anicura Tierklinik in Ahlen, seit 2019 als Oberarzt der Kardiologie.

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