Überraschende Studienergebnisse: Wie lange wirkt der Kastrations-Chip beim Rüden wirklich? 

erstellt am 22. Dezember 2022

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Fachbeitrag
Ein Beitrag von  Susanne Goldhammer und Kolleg:innen,  Kleintierklinik in Ludwigsburg-Oßweil auf VetStage
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Mindestens eine sechsmonatige Unfruchtbarkeit - das verspricht der Hersteller des bislang einzigen, zugelassenen 4,7 mg Deslorelin-Implantats in Deutschland*. Doch was geschieht bei Rüden nach der Behandlung mit einem 4,7 mg Deslorelin-Implantat? Eine aktuelle Studie hat große individuelle Schwankungen in der Wirkdauer festgestellt. 

Warum ein Chip statt OP?

Eine Kastration ist nicht nur ein chirurgischer Eingriff, sondern auch irreversibel und in Deutschland ohne medizinische Indikation verboten. Das Interesse an Alternativen zur chirurgischen Kastration hat daher, und auch dank des erhöhten Bewusstseins der Besitzer:innen über mögliche Langzeitfolgen der chirurgischen Kastration (wie bspw. Fettleibigkeit, orthopädische Probleme, steigendes Tumorrisiko), in den letzten Jahren zugenommen. Die medikamentöse Kastration “auf Zeit” verspricht die Vorteile einer Kastration, ohne die Risiken eines chirurgischen Eingriffs mitzubringen.

Implantate mit langsam freisetzenden GnRH-Agonisten gelten als geeignete reversible Alternative zur chirurgischen Kastration. Das in Deutschland erhältliche Implantat enthält den Wirkstoff Deslorelin. Nach einer anfänglichen Stimulation der hypophysären Gonadotropin- und testikulären Testosteronsekretion, dem sogenannten "flare up", führt die kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs zu einer Herunterregulierung der hypophysären GnRH-Rezeptoren und folglich zu einer abnehmenden endokrinen und keimbildenden Hodenfunktion (einschließlich basaler Testosteronkonzentrationen und Unfruchtbarkeit). 

Manko: Offene Fragen auch 15 Jahre nach Markteinführung

Obwohl das Implantat seit seiner Markteinführung im Jahr 2007 weit verbreitet ist und umfangreiche klinische Erfahrungen vorliegen, ist das Wissen über die Veränderungen der Testosteronkonzentration, des Hoden- und Prostatavolumens sowie der Samenqualität und den Zeitpunkt der Unfruchtbarkeit nach der Behandlung begrenzt. 

Wie sich ein 4,7 mg Deslorelin-Implantat tatsächlich auf die Fruchtbarkeit des Rüdens auswirkt, ermittelte daher eine aktuelle Studie. 

Sieben geschlechtsreife Beagle-Rüden wurden mit einem 4,7-mg-Deslorelin-Implantat behandelt. Drei mit Kochsalzlösung behandelte Rüden dienten als Kontrollen. Folgende Parameter wurden vor der Behandlung und anschließend in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von fünf Monaten untersucht: die lokale Verträglichkeit des Implantats, das Hoden- und Prostatavolumen, verschiedene Samenparameter und die Testosteronkonzentration nach einer GnRH/hCG-Stimulation. Nach fünf Monaten wurden die Implantate sowie die rechten Hoden aller Hunde für eine histologische Untersuchung entfernt. 

Spermaanalyse: Beginnzeitpunkt der Unfruchtbarkeit variabel 

Bei der wöchentlichen Spermaanalyse wurde jede Fraktion auf ihr Volumen und mikroskopisch (Prozentsatz der progressiven Motilität, lebensfähige und morphologisch abnormale Spermien, Gesamtzahl der Spermien) untersucht. Bei Azoospermie (Fehlen von Spermien im Ejakulat) oder Aspermie (es kann kein Ejakulat gewonnen werden) wurde eine Spontanurinprobe mikroskopisch auf das Vorhandensein von Spermien untersucht. Hunde wurden als unfruchtbar eingestuft, wenn bei drei aufeinanderfolgenden Untersuchungen keine Spermien im Urin gefunden wurden. 

Die Unfruchtbarkeit, die auf dem Fehlen von Sperma oder Spermien beruht, wurde frühestens am Tag 35 und spätestens am Tag 77 festgestellt.

Kurzes “flare-up”, schnelle Downregulierung - aber auch ein schneller Wiederanstieg der Testosteronkonzentration 

Die Analyse der Blutentnahmen zeigte nach der Implantation eine unmittelbare Erhöhung der Testosteronkonzentration, die vier Stunden später ber

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Susanne Goldhammer und Kolleg:innen

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