Eine kleine Reise durch die Hämatologie
erstellt am 7. September 2021


Das Thema Anämie stellt uns immer wieder vor eine Herausforderung. Mit einigen wegweisenden Untersuchungen lässt sich in vielen Fällen jedoch schnell Licht ins Dunkel bringen. Wenn die Anämie regenerativ ist, haben Sie in Bezug auf die Diagnostik den Joker gezogen! Einer der ersten Schritte bei der Beurteilung einer Anämie ist die Unterscheidung zwischen regenerativ und nicht-regenerativ. Stellt sich heraus, dass die Anämie regenerativ ist, ist man einen großen Schritt weiter. Denn dann ist klar, dass das Blut entweder irgendwohin verloren geht oder es zerstört wird. Viele andere Differentialdiagnosen für Anämie fallen weg (Abb. 1).
Woran man die Regeneration erkennt.
Blutausstrich
Der Blutausstrich kann wertvolle Hinweise auf das Vorliegen einer Regeneration liefern. Junge Erythrozyten (Retikulozyten) sind größer als die ausgereiften. Im Blutausstrich zeigt sich das in Form von unterschiedlich großen Erythrozyten (Anisozytose). Zudem enthalten die jungen Erythrozyten noch Mitochondrien und Ribosomen. Diese färben sich schwach basophil an und fallen daher im Blutausstrich als so genannte polychromatische Erythrozyten auf. Bei starker Regeneration sind sogar Zellen vorhanden, die ihren Kern noch nicht ausgeschleust haben. Sie sind als Normoblasten/Normozyten sichtbar (Abb. 2 + 3).
Erythrozytenindizes
Auch die Erythrozytenindices MCV, MCHC und MCH können hilfreich sein. MCV steht für Mean Corpuscular Volume. Er steigt an, wenn viele große Erythrozyten vorhanden sind und kann somit ein Hinweis für Regeneration sein. MCHC (Mean Corpuskular Haemoglobin Concentration) und MCH (Mean Corpuscular Haemoglobin) zeigen die Hämoglobinmenge im Blut an. Retikulozyten enthalten weniger Hämoglobin als die reifen Erythrozyten. Somit sind MCHC und/oder MCH bei einer regenerativen Anämie oft niedrig. Allerdings sind die Erythrozytenindizes nicht sehr sensitiv. In vielen Fällen sind die Hinweise für eine Regeneration im Blutausstrich früher vorhanden.
Retikulozyten
Retikulozyten zeigen sicher eine Regeneration an. Zahlen von über 60.000/ul bei Hunden und 30.000/ul bei Katzen werden gemeinhin als Regeneration gewertet. Insbesondere bei In-House Geräten werden jedoch Geräte abhängige Referenzwerte angegeben.
Blutverlust oder Hämolyse?
Offensichtliche Blutungen
Neben einer guten Anamnese (hat es in den letzten Tagen/Wochen Verletzungen oder Blutverluste über Operationen gegeben, liegen Hinweise für eine Hämaturie vor) liefern Allgemeinuntersuchung, Harnuntersuchung, Röntgen und Ultraschall schnelle Hinweise auf offensichtliche Blutungen.
Versteckte Blutungen
Eine größere Herausforderung stellen versteckte Blutungen dar. An folgende Quellen eines möglichen Blutverlustes sollte gedacht werden, wenn keine offensichtlichen äußeren oder inneren Blutungen gefunden werden:
- Ektoparasiten (Katzen/kleine Hunde)
- Epistaxis
- Gastrointestinal
- Endoparasiten (insb. bei Welpen)
- Gastroduodenales Ulkus (Medikamente, Stress, Leberversagen, M. Addison)
- Gastrointestinale Neoplasie
- Entzündliche Magen-Darm-Erkrankung
- Thrombozytopenie, die zu Magen-Darm-Blutungen führt
Gastrointestinale Blutungen gehen oft einher mit Hypalbuminämie, Hypogloblinämie und einem erhöhten Harnstoffwert. In vielen Fällen ist eine Thrombozytose vorhanden. Ist die Blutung chronisch wird die Anämie hypochrom und mikrozytär (kleinere Erythrozyten mit weniger Hämoglobin). Der Test auf okkultes Blut im Kot ist nur bei Einhaltung einer vegetarischen Diät vor der Untersuchung nutzbar. Epistaxis kann in einigen Fällen, wenn das Blut abgeschluckt wird, zu Meläna führen. Dies sollte nicht mit Magen-Darm-Blutungen verwechselt werden.
Hämolyse (Abb. 4)
Immun-mediiert
Die immun-mediierte Zerstörung von Erythrozyten ist eine häufige Ursache für H�
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Autor:innen
Dr. Jennifer von LucknerDr. Jennifer von Luckner hat Veterinärmedizin an der TiHo Hannover studiert und an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Leipzig zum Thema "Reisekrankheiten beim Hund" promoviert. Seit 2012 trägt sie den Titel Diplomate European College of Veterinary Internal Medicine. Nach Stationen bei den Tierärztlichen Spezialisten Hamburg, der Murdoch University in Perth, der Tierklinik Norderstedt und den Cave Veterinary Specialists in England leitet die Fachtierärztin seit 2021 die Innere Medizin der Tierklinik Ahlen.
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