skip to Main Content
Der Wunschzettel Eines Tiermedizin-Studenten In Der Vorklinik

Der Wunschzettel eines Tiermedizin-Studenten in der Vorklinik

Das Jahr neigt sich bereits dem Ende. Pünktlich zum Herbstanfang werden in den Supermärkten die Adventskalender, Stollen und der Christbaumschmuck aufgefahren. Weihnachten steht quasi vor der Tür. Perfekt, um schon mal mit dem Schreiben des Wunschzettels anzufangen. Die folgenden 7 Wünsche finden sich vermutlich auf jedem „Veti“-Wunschzettel.

  1. Ein faires Bewerbungsverfahren für das Studium

    In der Tierarztpraxis der Eltern groß geworden, von klein auf den Berufswunsch Tierarzt gehegt und jedes Schülerpraktikum in der Tierarztpraxis absolviert? Klingt erstmal nach optimalen Voraussetzungen für ein Tiermedizinstudium. Doch wenn die Abiturnote nicht stimmt, müssen Bewerber sich häufig auf lange Wartezeiten einstellen. Das Auswahlverfahren nach der Abiturbestnote ist schon längst nicht mehr zweckmäßig, denn nicht nur die Abiturnote entscheidet über den Erfolg des Studiums und im späteren Arbeitsleben. Ein neues Auswahlverfahren könnte in Zukunft ermöglichen, dass potentiell gut geeignete Mediziner trotz schlechterer Abiturnote einen Studienplatz bekommen.

  2. Mentoring durch Studenten aus höheren Semestern

    Besonders zu Beginn des Studiums fühlt man sich verloren. So viele Informationen und Angebote prasseln auf einen ein, dass man kaum den Fokus auf die wichtigen Dinge behalten kann. Wer kann einem da besser helfen als Studenten, die das ganze schon erlebt haben? Von ihnen kann man sich wichtige Tipps und Tricks einholen und sich gelegentlich den Weg weisen lassen. Erfahrungsberichte von Mentoren können einem auch die Angst vor den ersten Prüfungen nehmen. Ein netter Pluspunkt ist, dass man so außerdem Kontakte knüpft, denn gerade in den ersten Studienwochen kann das Sozialleben auf der Strecke bleiben.

  3. Vorlesungen, die Spaß machen

    Nicht jeder Dozent gibt sich Mühe, seine Vorlesung an die Bedürfnisse der Studenten anzupassen. Monotones Herunterleiern von zu voll geschriebenen Power-Point-Folien lockt kaum einen Studenten in den Hörsaal Praktische Bezüge, Berichte von eigenen Erfahrungen in der Praxis oder über den eigenen Werdegang und kleine Anekdoten machen einen Dozenten sofort interessant. Die Vorlesung macht außerdem umso mehr Spaß, wenn Inhalte im richtigen Tempo vermittelt werden – dafür ist natürlich auch aktive Mitarbeit der Studenten notwendig… Das stünde dann wohl auf dem Wunschzettel unserer Dozenten 😉

  4. Mehr praktische Einblicke schon vor dem 3. Studienjahr

    Im naturwissenschaftlichen Abschnitt der Vorklinik schlägt man sich die Nächte mit den Tierstämmen wie den Echinodermata, der Knallgasprobe oder dem Calvin-Benson-Zyklus um die Ohren. Manche Themen lassen ihre Sinnhaftigkeit für das weitere Studium und spätere Berufsleben erahnen, doch allzu oft fragt man sich: „Wofür brauche ich das eigentlich?“.  Im zweiten Studienjahr, dem anatomisch-physiologischen Abschnitt der Vorklinik ist die Verbindung in die Praxis schon deutlicher. Dennoch sehnt man sich danach, auch einmal in die Gesellschaft lebendiger Tiere zu kommen. Gerade in der Anatomie, Physiologie und Histologie bieten sich Ausflüge zu klinischen Themen eigentlich an.

  5. Prüfungstermine pünktlich erhalten

    Besonders im vorklinischen Abschnitt des Tiermedizinstudiums passiert es, dass die konkreten Termine von Vorphysikums- und Physikumsprüfungen erst wenige Wochen vorher bekannt gegeben werden. Da die Prüfungen in den Semesterferien absolviert werden müssen, wäre die Bekanntgabe vielleicht sogar schon zu Beginn des Semesters wünschenswert. Schließlich wird immer wieder gepredigt, dass Pausen wichtig sind, um Körper und Geist zu erholen. Nur lassen sich diese Pausen überaus schwierig planen, wenn man gar nicht weiß, wann man denn nun endlich Ferien hat.

  6. Zeit für einen Nebenjob

    Wer sich sein Tiermedizinstudium selbst finanzieren muss, steht vor einer echten Herausforderung. Vorzugsweise hat man als Student einen Nebenjob in der Tierarztpraxis. Blöd nur, dass man sich während der Öffnungszeiten ebendieser in der Universität aufhalten muss. Auch Nachtdienste in Kliniken oder anderen Einrichtungen sind mitunter kaum zu schaffen, schließlich muss man am nächsten Morgen bei vollem Bewusstsein in der Vorlesung sitzen. Übrig bleibt nur noch das Wochenende – doch das braucht man eigentlich, um Vorlesungen nachzuarbeiten, für anstehende Testate und Klausuren zu lernen oder Praktika vorzubereiten. Und wie war das doch gleich mit den Pausen?

  7. Gute Zukunftsaussichten

    Immer wieder liest man über die schlechten Arbeitsbedingungen für praktisch tätige Tierärzte. Das Einkommen ist zu niedrig für die überdurchschnittlich hohe Zahl der Wochenarbeitsstunden, Familie und Job in Einklang zu bringen stellt eine echte Herausforderung dar und als Dank dafür wird in den Medien der Ruf des Tierarztes als Abzocker propagiert. Da fragt man sich als Student häufig, ob sich der Aufwand eigentlich lohnt und denkt schon bevor es überhaupt „richtig losgeht“ über eine Flucht aus der praktischen Tätigkeit nach. Würden sich hier Verbesserungen zeigen, so wäre die Motivation für das Studium bei vielen vermutlich deutlich größer.

 

Ob sich all diese Wünsche umsetzen lassen, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Aber: Träumen darf man ja mal… Gerade in der bevorstehenden Weihnachtszeit.

 

Über die Autorin:

Lisa Rogoll | privates Foto

Lisa Rogoll | Studentin der Tiermedizin

Mein großes Interesse an Tieren begleitet mich schon seit ich klein bin. Der Wunsch Tierärztin zu werden erst seit einigen Jahren.
In verschiedenen Praktika im Kleintier- und Großtierbereich erlebte ich das erste Mal ein Berufsbild, das ich mir für mein restliches Leben vorstellen konnte: mein Wunsch Tierärztin zu werden manifestierte sich. Nach meinem Abitur begann ich 2015 das Studium in Berlin und erlebe seither die alltäglichen Veti-Sorgen. Nach wie vor fasziniert mich die Vielseitigkeit des Studiums und des späteren Berufslebens, sodass ich mir keinen „Plan B“ vorstellen kann.

 

 

 

Gast

Hierbei handelt es sich um einen Gastartikel. Informationen über den jeweiligen Autor / die jeweilige Autorin entnehmen Sie bitte dem Text.

Back To Top