
Welchen Stellenwert hat die Computertomografie in der Notfallmedizin?
erstellt am 13. Mai 2023
In einer Notfallsituation müssen lebensrettende Maßnahmen zügig durchgeführt werden. Dazu gehört auch eine schnelle und gezielte Diagnostik für die weitere Therapie.
Unter "Notfall-CT" versteht man den generellen Einsatz eines CTs
in kritischen Situationen. Der Hauptzweck besteht darin, eine
schnelle Therapie- und Prognoseentscheidung zu ermöglichen bzw.
eine fundierte Entscheidung zu treffen, z.B. wenn eine Euthanasie
notwendig sein könnte.
In der tierärztlichen Notfallpraxis sind Ultraschall
(Point-of-Care-Ultraschall mit A-FAST- und T-FAST-Protokollen) oder
Röntgenaufnahmen die bevorzugten ersten diagnostischen Maßnahmen.
Ein CT als präziseres Diagnoseinstrument ist oft nicht verfügbar.
Ebenso ist geschultes und zugelassenes Personal nicht rund um die
Uhr anwesend.
Meist ist eine zudem Anästhesie erforderlich, was das Risiko in
kritischen Situationen erhöht. Kostenbeschränkungen und die
Besitzercompliance könnenden Einsatz der CT in Notfallsituationen
ebenso einschränken.
Wird ein Notfall-CT jedoch routinemäßig durchgeführt, ist dies schnell, zuverlässig und einfach durchzuführen und kann bei schwer traumatisierten Patienten (z. B. bei Schädel-Hirn-Traumata) die diagnostische Methode der Wahl sein. Aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit zeitnaher Befunde von externen Teleradiologie-Anbietern hat daher auch der Einsatz von Notfall-CTs in tierärztlichen Einrichtungen zugenommen.
Ablauf und Durchführung einer Notfall-CT-Untersuchung
Wenn kritisch kranke Patienten, wie z. B. polytraumatisierte
oder Atemnot-Patienten, in der Praxis oder Klinik vorstellig
werden, hat die Stabilisierung der Herz-Kreislauf- und
Atemfunktionen immer Vorrang vor der weiteren Diagnostik! Liegen
potenziell lebensbedrohliche Zustände wie Schock oder Hypoxie vor,
müssen diese zuerst behandelt werden.
Die bildgebende Diagnostik sollte dann so früh wie möglich
durchgeführt werden, wobei der Zeitpunkt stark vom Zustand und der
Stabilität des Patienten abhängt.
Vorbereitung des Patienten
CT-Untersuchungen werden in der Regel unter Vollnarkose oder tiefer Sedierung durchgeführt. Daher sollten im Interesse einer optimalen Bildqualität und einer schonenden Durchführung der Untersuchung insbesondere bei Notfallpatienten koordinierte und gut geplante Untersuchungen durchgeführt werden.
Vor der Narkoseeinleitung ist der erste Schritt zur
Stabilisierung immer die Senkung des ASA-Risikostatus! Die
angewandten Methoden hängen von der Erkrankung ab und können
Oxygenierung, Thorakozentese, Schockinfusion, Transfusion,
Diuretika und selbstverständlich eine angemessene Analgesie
umfassen.
Besondere Vorsicht ist bei Erkrankungen des Pleuraraums geboten, da
bei Dyspnoe vor der Anästhesie immer eine Thorakozentese
durchgeführt werden muss. Bei einem Pneumothorax sollte eine
mechanische Beatmung möglichst vermieden werden, und
Thoraxdrainagen sollten, falls erforderlich, vor oder zu Beginn der
Narkose gelegt werden.
Da es sich bei den Patienten für eine Notfall-CT in der Regel um
sehr kritische Patienten handelt (z. B. Schock, Anämie, Sepsis,
Atemnot), ist auch das Narkoserisiko höher. Wenn Kontrastmittel
verwendet wird, muss darauf geachtet werden, dass der Patient gut
mit Volumen versorgt und hydriert ist. Andernfalls steigt das
Risiko einer kontrastmittelinduzierten akuten Nierenschädigung.
Anaphylaktische Reaktionen, die vor allem bei kardiovaskulär
instabilen Patienten bedrohlich sind, sollten ebenfalls als
Nebenwirkung der Kontrastmittelgabe bedacht werden. Bei kongestiver
Herzinsuffizienz trägt das Volumen des Kontrastmittels oder der
Spüllösung ebenfalls zu einem erhöhten intravaskulären
Volumenstatus bei und kann daher Stauung und Dyspnoe
verschlimmern.
Was sind die Unterschiede zwischen "CT im Wachzustand" und "CT in Narkose"?
Der Hauptvorteil der Anästhesie besteht darin, dass die Spontanbewegung des Patienten behindert wird und eine optimale Positionierung möglich ist. Bei Thorax- oder Abdomenaufnahmen ist auch ein provozierter Atemstillstand (Apnoe-Aufnahmen) möglich.
Je schwerwiegender die systemischen Veränderungen wie Hypotonie oder Dyspnoe sind, desto mehr stellen Vollnarkose, Kontrastmittelgabe und das Anhalten der Atmung ein zusätzliches Risiko für den Patienten dar, da sie sich negativ auf Blutdruck und Sauerstoffversorgung auswirken. Daher werden manchmal "wache" CT-Untersuchungen ohne Narkose durchgeführt, insbesondere bei Notfallpatienten.
Zur Durchführung von CT-Untersuchungen im Wachzustand, insbesondere bei kleinen Patienten wie Katzen oder kleinen Hunden, wird ein Katzenkorb mit Decken oder eine Kunststoffvorrichtung, die so genannte "Mouse trap", verwendet, um das Tier zu positionieren und die Bewegung zu minimieren. Decken und anderes Polstermaterial werden verwendet, um den Patienten einzuwickeln, zu immobilisiere
Jetzt anmelden und weiterlesen!
Dieser Beitrag ist nur für Tierärzt:innen, TFA und Animal Health Experts geeignet.
Lege dir jetzt kostenlos ein VetStage Profil an, um den vollständigen Beitrag zu lesen.
Themengebiete
Ein interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.