Equine chronische Atemwegserkrankungen & ihre Therapie – ein Kurzabriss

erstellt am 9. November 2023

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Fachbeitrag
Ein Beitrag von  Dr. med. vet. Bianca Wiebusch 
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Chronische Atemwegserkrankungen bei Pferden sind ein häufiges Problem in der veterinärmedizinischen Praxis. Sie schränken Lebensqualität und Leistung der Pferde ein und erfordern ein mitunter komplexes Management.

COPD, RAO, EA - Bezeichnungen im Wandel

Bei den chronischen Atemwegserkrankungen der Pferde hat sich in Sachen Nomenklatur einiges getan in den vergangenen 20 Jahren. Anfangs sprach man von COB/COPD (Chronisch-obstruktive Bronchitis / chronic-obstructive pulmonary disease), abgeleitet aus der in der Humanmedizin bekannten Erkrankung. Dieser Begriff sollte jedoch nicht mehr verwendet werden, da die Ausprägung der Krankheit sich doch sehr von der humanen COPD unterscheidet. Stattdessen einigte man sich auf RAO (recurrent airway obstruction) und IAD (inflammatory airway disease). Letztere beschreibt die mildere Ausprägung der RAO bei jüngeren Pferden. (Außerdem gibt es noch an unterschiedliche Haltungsformen angelehnte Ausprägungen der RAO, Stall-assoziiert und Weide-assoziiert.)

In den Consensus Statements des American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) wird die Vereinheitlichung der Begrifflichkeiten auf „Equines Asthma Syndrom“ vorgestellt und angewendet. Unter dieser Bezeichnung können die chronisch-entzündlichen, nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen beim Pferd subsumiert werden. Zudem besteht eine starke Ähnlichkeit zu humanem Asthma hinsichtlich der Ätiologie, Symptomatik und Pathologie dieser Erkrankungen beim Pferd.

Die Bezeichnung EA wird in Abstufungen von mild, moderat bis schwer verwendet. Es finden sicher aber in der neueren Literatur auch nach wie vor die RAO oder IAD (inflammatory airway disease). Die Tabelle verdeutlicht die Einteilung bei gleichzeitigem Abgleich mit den vorherigen Bezeichnungen.

Ätiologie von Equinem Asthma

Entsprechend der allergischen Komponente von humanem Asthma sind auch beim Pferd eingeatmete Allergene die Hauptauslöser für EA. Wichtig sind z. B. staubiges Heu und Stroh, Pilzsporen, Pollen, Ammoniak; aber auch der Abrieb von Teppich- oder Latexböden sowie bakterielle Endotoxine.

Die betroffenen Pferde reagieren mit Bronchokonstriktion, pulmonaler Neutrophilie und exzessiver Schleimproduktion. Grund hierfür ist vor allem eine Typ-I-Hypersensitivitätsreaktion. Auch eine Typ-III-Hypersensitivitätsreaktion wird diskutiert, womit sich u. a. die Neutrophilie erklären ließe.

Eine chronische Bronchiolitis führt zur Epithelverdickung und der dauerhaft stark erhöhte Atemwiderstand verursacht ein Lungenemphysem mit Verlust von Lungengewebe. Weitere, detailliertere Beschreibungen zu den Remodeling-Prozessen im Zuge schweren EAs finden Sie im Artikel von Sonja Berger (s. Literaturverzeichnis).

EA ist als multifaktorielle Erkrankung zu begreifen, da neben den auslösenden Allergenen auch die genetische Ausstattung des Immunsystems sowie auftretende Infektionen eine Rolle spielen.

Equines Asthma: Klassische Symptome

  • Husten
  • Leistungsminderung
  • erhöhte Atemarbeit in Ruhe
  • massive Schleimproduktion im Atemtrakt

Bezogen auf ihre Schwere sind große Unterschiede bei den Symptomen zu sehen: Gerade bei jungen Pferden (IAD) fehlt häufig die erhöhte Atemarbeit und sie husten nur gelegentlich. Hier tritt die Leistungsminderung als Symptom in den Vordergrund.

Übrigens: Pferde mit leichtem Asthma (IAD) wechseln nicht automatisch mit der Zeit zu einer schwereren Form (RAO), haben aber ein erhöhtes Risiko dafür. Genauso sind aber völlig folgenlose Abheilungen von mildem EA möglich.

Diagnosesicherung des Equinen Asthma

Zur Sicherung der EA-Diagnose sind folgende Punkte wichtig:

  • andere Ursachen für eine Leistungsminderung ausschließen, insbesondere, wenn diese das einzige Symptom ist
  • auf Anzeichen für Infektionen achten
  • Bronchoskopie und broncho-alveoläre Lavage (BALF) als Mittel der Wahl zur klaren Differenzierung

Es zeigen sich große Mengen tracheobronchialen Schleims bzw. eine milde bis stärkere Invasion von Entzündungszellen, je nach Erkrankungsgrad (siehe Tabelle).

Multimodale Therapie: Klassiker und neue Ansätze

Management

Die Veränderung der Haltungsbedingungen hat oberste Priorität bei Pferden mit EA! Eine möglichst starke Reduktion der Allergenexposition bringt schlagartige Besserung und ist langfristig notwendig für den Therapieerfolg. Hierzu finden sich reichlich Hinweise in der Literatur und auf einschlägigen Seiten, daher hier nur das Wichtigste in Kürze:

  • bestenfalls staubarme Offenstallhaltung für Allergikerpferde
  • Futtermittel und Einstreu so staubarm wie möglich (Heu nur tauchen, sofort verfüttern, nicht langfristig im Wasser liegen lassen)
  • Stallungen maximal bel

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Autor:innen

Dr. med. vet. Bianca Wiebusch
Tierärztin

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