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Kleintierärzte zwischen Berufs- und Privatleben: vom Grenzen ziehen lernen
erstellt am 14. Juli 2025
Warum Grenzarbeit wichtig ist für eine gute Work-Life-Balance
WIEN (Biermann) – Der Wunsch, beiden Lebensbereichen - Berufs- und Privatleben - gerecht zu werden, ist für viele Menschen eine Belastungsprobe. In einer aktuellen Studie haben sich die Wissenschaftler Christian Dürnberger und Svenja Springer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien intensiv damit befasst, wie Tierärzte die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben ausloten. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass der Umgang mit den Spannungsfeldern von Beruf und Privatleben für Tierärztinnen und Tierärzte von entscheidender Bedeutung ist. Da sich Tierärztinnen und Tierärzte stark mit ihrem Beruf identifizieren, laufen sie Gefahr, ihr Privatleben zurückzustellen – was langfristig ein Risiko für die psychische Gesundheit darstellt. Auch zeigen die Daten, so die Verfasser, dass es häufig nicht die Tiere sind, die belastende Situationen hervorrufen, sondern die Schicksale ihrer Besitzer. Die an der Studie teilnehmenden Tierärzte nahmen die Schicksale wahr und empfanden Mitgefühl für die Besitzer, jedoch zugleich auch eine Art Hilflosigkeit.
Wie eine Studie von Clark SC et al. im Jahr 2000 untersucht hat, nehmen Menschen heute eine Vielzahl von Rollen ein, die durch spezifische Interaktionen, Verantwortlichkeiten und Erfahrungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten geprägt sind. Sie sind z.B. ein Elternteil, ein Arbeitnehmer, ein Partner, ein Mitglied eines Tennisclubs, ein Nachbar, ein Verbraucher, ein Vorgesetzter usw. Diese unterschiedlichen Rollen lassen sich zwei allgemeinen Bereichen zuordnen, nämlich "Arbeit" und "Privatleben" (oder "Nicht-Arbeit"), die beide von spezifischen Regeln, Denkmustern und Verhaltensweisen bestimmt werden.
Die Existenz dieser beiden Domänen drängt jedoch die Frage auf, wie Menschen berufliche und private Rollen trennen können, oder mit anderen Worten, wie diese Rollen im täglichen Leben in Einklang gebracht werden können.
Viele Studien über Tierärzte unterstreichen die Bedeutung der Work-Life-Balance. In Bezug auf die Veterinärmedizin im Allgemeinen haben Studien gezeigt, dass das Burnout-Risiko im Tierarztberuf höher ist als in anderen Berufsgruppen, und nennen eine schlechte Work-Life-Balance als wesentlichen Treiber hierfür. Trotz dieser Erkenntnis ist das Verständnis darüber noch immer limitiert, wie Tierärzte die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben handhaben. Frühere Forschungsarbeiten verwenden in diesem Kontext den Begriff „boundary management“. In Anlehnung an diese bestand das übergeordnete Ziel einer Studie darin, die Konflikte und Herausforderungen zu untersuchen, mit denen Tierärzte in Bezug auf zeitliche (Wann werden Arbeiten ausgeführt? z. B. während der Geschäftszeiten oder nach der Arbeit), physische (Wo werden die Aufgaben erledigt? In der Praxis, unterwegs oder zuhause?) und psychische Grenzen (Diese werden vom Individuum gesetzt und kommen durch Denkmuster, Verhaltensweisen und Emotionen zum Ausdruck) zwischen Berufs- und Privatleben konfrontiert sind, sowie die Strategien zu erforschen, die sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen anwenden.
Die Studie basiert auf qualitativen, halbstrukturierten Einzelinterviews mit 20 Kleintierärzten aus Deutschland (n=8), der Schweiz (n=7) und Österreich (n=5), die sich auf Hospiz- und Palliativmedizin spezialisiert haben. Von dieser Spezialisierung ist davon auszugehen, dass sie mit unvorhersehbaren Notfällen verbunden ist. Insgesamt nahmen 18 Tierärztinnen und 2 Tierärzte teil. Von den 20 Befragten waren 19 selbstständig und eine Person angestellt, nachdem diese zuvor viele Jahre selbstständig tätig war. Alle verfügten über langjährige Berufserfahrung.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die befragten Tierärzte mit der Kollision privater und beruflicher Termine, der permanenten Erreichbarkeit außerh
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