BARF - eine Herausforderung für Tierbesitzer und Tierärzte
erstellt am 23. Juli 2022
BARF (Bones And Raw Foods) steht für biologisch artgerechte Rohfütterung und erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit bei Tierhaltern. Eine Fütterungsform mit Vor- und Nachteilen. Der Wunsch, Hund oder Katze möglichst natürlich und gesund zu ernähren, macht Barfen zu einem emotionalen Thema. Wir Tierärzte sollten die Besitzer vertrauensvoll beraten und gleichzeitig für die Risiken sensibilisieren können.
„Mir ist wichtig, dass wir als Tierärzte über die Risiken aufklären, aber nicht verurteilen. Häufig liegt ja der Wunsch zugrunde, nur das Beste für sein Tier zu wollen.“ (Tierärztin & Haustier-Ernährungsexpertin Susanne Scherber)
Wie viel Wolf steckt noch im Hund?
Nach über 10.000 Jahren Domestikation haben sich Anatomie, Lebensweise und Ernährungsphysiologie angepasst. Hunde haben einen geringeren Energiebedarf als ihre Vorfahren. Das Zusammenleben mit dem Menschen führte zudem zu einer höheren Genexpression und Aktivität von Amylase. Dies macht auch Stärke für Hunde verwertbar. Der carnivore Wolf hat sich zu einer carni-omnivoren Art entwickelt.
Die Ernährungsweise des Wolfes lässt sich daher nicht komplett auf den domestizierten Hund übertragen. Dem wild lebenden Wolf sichert die unregelmäßige Nahrungsaufnahme nach kräftezehrender Jagd lediglich das Überleben und letztlich den Fortbestand der Art. Im Gegensatz dazu können wir unseren Hunden ein möglichst langes und gesundes Leben durch optimale Ernährung ermöglichen.
Stolpersteine in der Zusammensetzung
Für eine bedarfsdeckende Ration sollte ein Experte zurate gezogen werden. Über- oder Unterversorgung manifestieren sich längerfristig zu gravierenden Gesundheitsschäden und bei Welpen zu irreparablen Entwicklungsstörungen.
Die BARF-Ration besteht aus rohem Fleisch, Innereien, rohen fleischigen Knochen und wenigen pflanzlichen Anteilen. Sie soll die natürliche Beute von Wölfen nachbilden. Während der Wolf seine Beutetiere buchstäblich mit Haut und Haaren verschlingt, stehen uns nur wenige Teile von Schlachttieren zur Verfügung. Essenzielle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente müssen für eine bedarfsdeckende Ration supplementiert werden. Nachfolgend einige Beispiele häufiger Fehlversorgungen:
Jod ist für die Schilddrüsenfunktion und den gesamten Stoffwechsel essenziell. Gängige Jodquellen sind Seealgen und einige Fischarten. Vorsicht bei der Fütterung von Schlundfleisch mit Schilddrüsengewebe, die enthaltenen Hormone führen zu einer alimentären Hyperthyreose.
Vitamin D ist unter anderem am Knochenstoffwechsel beteiligt. Ein Mangel führt beim Jungtier zu Rachitis, beim adulten Tier zu Osteomalazie. Anders als der Mensch können Hunde und Katzen kein Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht bilden. Der Bedarf muss vollständig über die Nahrung gedeckt werden. Gut eignen sich hierfür Lebertran, Eigelb und Fisch.
Ebenfalls essenziell für den Knochenstoffwechsel sind die Mineralstoffe Calcium und Phosphor. Ein Mangel im Wachstum führt zu bleibenden Schäden an Knochen und Gelenken. Beim adulten Tier verursacht Calciummangel eine Demineralisierung
Jetzt anmelden und weiterlesen!
Dieser Beitrag ist nur für Tierärzt:innen, TFA und Animal Health Experts geeignet.
Lege dir jetzt kostenlos ein VetStage Profil an, um den vollständigen Beitrag zu lesen.
Themengebiete
Autor:innen
Dieser Fachbeitrag erschien im Netzwerk von Tierarzt Plus Partner - in Zusammenarbeit mit Tierärztin Susanne Scherber (Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen)Ein interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.