Depressionen und Suizid – Themen während des Studiums?

erstellt am 27. August 2022

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Tierärzt:innen haben ein deutlich höheres Risiko für Depressionen oder Suizidgedanken im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung – das ist ein trauriges, offenes Geheimnis und schon durch mehrere Studien belegt. Wie sieht aber die Situation bei Studierenden der Tiermedizin aus? Diese haben im Gegensatz zu fertigen Tierärzt:innen im Regelfall keine erhöhte Arbeitsbelastung durch unregelmäßige Arbeitszeiten jenseits der 40-Stunden-Woche oder durch Nacht- und Wochenenddienste, keine hohe Verantwortung für die behandelten Tiere und keine Kommunikation mit aufgewühlten oder aufbrausenden Patientenbesitzer:innen. Ebenfalls scheiden der Druck durch mögliche schlechte Bewertungen über Online-Portale oder die Verantwortung für Mitarbeitende als potentielle Stressquellen für Studierende der Tiermedizin aus, um nur ein paar der Belastungen für praktizierende Tierärzt:innen zu nennen.

Für viele gilt der Beruf des Tierarztes bzw. der Tierärztin als Traumberuf. Jeden Tag süßes Welpen- Kuscheln und Tieren helfen. Vielen in unserer Gesellschaft sind die Herausforderungen, die der Beruf mit sich bringt oft nicht bekannt. Dass eine erhöhte Suizidgefahr unter Tiermediziner:innen besteht haben wir anhand von einigen Studien in diesem Beitrag bereits in einem früheren Artikel zusammengefasst: Überdurchschnittliche Suizidrate unter Tierärzt:innen: Traum- oder Albtraumberuf?

Da aktuelle Studien in anderen Ländern aber darauf hinweisen, dass Studierende der Veterinärmedizin genau wie Tierärzt:innen einer im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöhten psychischen Belastung ausgesetzt sind, hat sich eine Arbeitsgruppe der Freien Universität Berlin und der Universität Leipzig mit der Situation deutscher Studierenden beschäftigt. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Methodik

Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer Online-Umfrage. Die Einladung zur Teilnahme an der Umfrage wurde von den offiziellen Studienbüros und den Fachschaften an alle eingeschriebenen Studierenden der fünf deutschen Hochschulen verschickt, an denen man Tiermedizin studieren kann. Insgesamt konnten die Angaben von 913 Studierenden, die zu 90,7% weiblich und durchschnittlich 23,6 Jahre alt waren, verwendet werden, was einem Prozentsatz von 14,3% aller eingeschriebenen deutschen Veterinärmedizinstudierenden entspricht. Die Umfrageergebnisse dieser Stichprobe wurden mit denen einer repräsentativen Altersgruppe der deutschen Gesamtpopulation verglichen.

Ergebnisse

Von den befragten Studierenden der Veterinärmedizin wurden 45,9% als depressiv eingestuft. Davon zeigte die eine Hälfte moderate und die andere Hälfte mittelschwere bis schwere Anzeichen einer Depression. Die Prävalenz von Depressionen bei der gleichen Altersgruppe der deutschen allgemeinen Bevölkerung lag hingegen bei nur 3,2%. Nach der Berücksichtigung von Alter und Geschlecht weisen Tiermedizinstudierende ein 22,1-mal höheres Risiko auf, an Depressionen zu erkranken, als die deutsche Gesamtpopulation.

Suizidgedanken, definiert als Gedanken innerhalb der letzten zwei Wochen, sich selbst zu verletzen oder lieber tot zu sein, kamen bei 19,9% der befragten Veterinärmedizinstudierenden vor. Von der deutschen Allgemeinbevölkerung beschäftigten sich 4,5% mit Suizidgedanken. Statistisch bereinigt um Alter und Geschlecht setzen sich Studierende der Tiermedizin 4-mal häufiger mit aktuellen Selbstmordgedanken auseinander verglichen mit der gleichen Altersgruppe der deutschen allgemeinen Bevölkerung.

Bei 24,0% der deutschen Veterinärmedizinstudierenden wurde das Selbstmordrisiko als erhöht bewertet

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