Schmerzen und Erkrankungen der Wirbelsäule bei Katzen: Unterschätzt statt schnell erkannt?
erstellt am 21. November 2022
Der Schmerz ist ein komplexes Phänomen und betrifft jedes Individuum einzigartig. Insbesondere Katzen sind wahre Meister darin, ihre Schmerzen zu kaschieren und traditionell werden sie bei ihnen unterschätzt. Dies liegt sowohl in ihrem Verhalten als auch in der Kürze ihrer Domestikation begründet. Somit zeigen Katzen ihre Schmerzen viel weniger deutlich und subtiler als es beispielsweise Hunde tun.
Im tierärztlichen Alltag gilt es also, dies bei Routineuntersuchungen und Konsultationen bei Schmerzzuständen sowie postoperativ in der Schmerztherapie immer im Hinterkopf zu haben, auch wenn dies eine Herausforderung sein kann. Denn auch wenn die Katze es nicht deutlich zeigen mag: sie leidet unter den Schmerzen und diese wirken sich negativ auf ihr Wohlbefinden, die Gesundheit und die Lebensqualität aus.
Schleichende Schmerzen im Bewegungsapparat frühzeitig erkennen
Chronische Schmerzen entwickeln sich bei Katzen langsam sowie schleichend und werden erst spät erkannt. Sie entstehen durch verschiedene nozizeptive Eingänge und haben keine eindeutige physiologische Funktion. Insbesondere bei älteren Tieren ist dies der Fall, denn diese liegen und schlafen vermehrt und sind allgemein weniger aktiv. Wird hier jedoch eine Schmerzproblematik erkannt und eine Schmerztherapie eingeleitet, so teilen viele Besitzer:innen im Folgenden erstaunt mit, dass ihre Katze wieder vermehrt aktiv ist, sogar wieder spielt und allgemein viel mehr Interaktion zeigt. Dies beweist, dass eine umfassende und wenn notwendig auch multimodale Therapie von genügender Dauer immer die Lebensqualität bei Katzen deutlich verbessern kann.
Der Einfluss, den chronische Schmerzen auf die Bewegungsfreiheit und Aktivität der Katze haben, sollte also nicht unterschätzt werden. Insbesondere jene Schmerzen, die durch Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule entstehen, sollten daher möglichst früh erkannt werden, um eine erfolgreiche therapeutische Begleitung zu ermöglichen.
Mögliche hinweisende Anzeichen sind bspw. ein vermehrtes Schlafbedürfnis, reduzierter Appetit, nachlassende Interaktion, Mühe beim Hochspringen, beginnendes “Hinken”, Abwehr beim Kämmen und Streicheln, verändertes Putzverhalten, Fellzuckungen, Kotabsatz im Stehen, vermehrtes Vokalisieren und Aufregung sowie ein zunehmend aggressives Verhalten.
Schmerzen durch Wirbelsäulenerkrankungen
Wie verbreitet chronische Schmerzen bei Katzen sind, ist unbekannt. Oftmals sind diese jedoch bei älteren Katzen auf osteoarthrotische Veränderungen zurückzuführen. In Studien wurde nachgewiesen, dass dies mehr als 80% der älteren Katzen betrifft. Nicht jede betroffene Katze benötigt eine Schmerztherapie, jedoch müssen wir diesen hohen Prozentsatz im Kopf behalten, damit wenn nötig therapiert werden kann.
Aussagen wie: “Die Katze ist böse und kann nicht untersucht werden” sind zu hinterfragen, da ein gesteigertes aggressives Verhalten oft durch Schmerz induziert werden kann. Mühe beim Kotabsatz kann ebenfalls ein Hinweis auf bestehende Rückenschmerzen sein. Bei Rückenschmerzen kann der Kotabsatz insofern betroffen sein, dass der Katzenbuckel schmerzhaft wird und daher im Stehen Kot abgesetzt wird. Die Katzen beginnen dabei zu gehen und der Kot fällt auf den Boden anstatt in das Katzenklo.
Weitere Ursachen von Schmerzen
Dennoch sind Schmerzen am Rücken nicht immer mit einer Wirbelsäulenerkrankung assoziiert. Es gibt weitere Ursachen, wie beispielsweise metabolische Erkrankungen oder Erkrankungen des Gehirns, die im Folgenden eine veränderte Wahrnehmung bei Berührung und somit auch Schmerzen hervorrufen (Allodynie). Bei abdominalen Erkrankungen kann vielfach auch eine Schmerzreaktion im Bereich des Rückens hervorgerufen werden (transferierter Schmerz).
Sind neurologische Ausfälle wie Paresen, Schwanzlähmungen sowie Koordinationsstörungen beteiligt, ist die Lokalisation einfacher. Dabei ist festzuhalten, dass sich eine Erkrankung der Wirbelsäule, damit eingeschlossen das Nervensystem, als frühe Indikation mit Schmerzen bemerkbar macht. Das Rückenmark selbst ist zwar nicht schmerzhaft, jedoch sind es alle umliegenden Strukturen: Krankhafte Veränderungen der Meningen, der kleinen Facettengelenke, welche die Wirbel miteinander verbinden sowie der Wirbel, Bandscheiben, Nervenwurzeln und de
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Dr. med. vet. Gaby Wyss (Dipl. ECVN)Ein interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.