Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Lisa Napp,  Tierklinik Dr. Trillig Obertshausen auf VetStage

Ein kardiologischer Fall: Thromboembolie in der Vorderpfote

erstellt am 19. Januar 2023

Hinweis: VetStage ist nicht für den Inhalt verantwortlich. Bitte wende dich bei Rückfragen direkt an den Verfasser.

Vorbericht

In der Tierklinik Trillig wurde uns eine ca. 11 Jahre alte weiblich-kastrierte EKH aufgrund einer Entlastung der rechten Vordergliedmaße überwiesen. 

Am Vortag konnte die Wohnungskatze plötzlich die rechte Vordergliedmaße nicht mehr belasten. Unter Meloxicam zeigte sie keine Besserung, somit sollte bei uns weitere Diagnostik durchgeführt werden.

Untersuchung in der Tierklinik

Die allgemeine Untersuchung war unauffällig. Es wurde kein Herzgeräusch auskultiert.

In der speziellen Untersuchung zeigte die Katze eine Kusshandstellung und die rechte Vorderpfote war palpatorisch deutlich kälter. Ein Puls war metakarpal nicht fühlbar und auch mit dem Doppler nicht darstellbar.

Es waren keine Vorerkrankungen bekannt, auch keine kardialen Anzeichen in der Vergangenheit. Die Verdachtsdiagnose eines Thrombus in der rechten Vordergliedmaße lag dennoch nahe und wurde daher diagnostisch weiterverfolgt.

Bei der weiterführenden Untersuchung wurde zunächst der Thorax geröntgt. Hier stellte sich eine Kardiomegalie sowie eine geringgradige alveoläre Lungenzeichnung dar.

Im Anschluss ergab der TFAST (thoracic focused assessment with sonography for trauma, triage, and tracking) in der echokardiografischen Untersuchung  einen kardiologischen Befund des Herzens: der Herzmuskel war geringgradig hypertroph, das linke Herzohr deutlich erweitert und ein Smoke-Phänomen war sichtbar. Der linke Vorhof zeigte sich nicht vergrößert. Der sogenannte “Smoke” in der Echokardiografie entsteht durch einen spontanen Echokontrast des wenig bis nicht fließenden Blutes des linken Atriums. Dieser “Rauch” dient als Hinweis auf ein erhöhtes Thromboembolierisiko.

Abgrenzung der Differentialdiagnosen

Als Differentialdiagnosen für eine herabhängende Gliedmaße würden hier neben der primären Verdachtsdiagnose der Thromboembolie noch ein Trauma (vor allem Kippfensterverletzungen) oder eine plötzlich auftretende primäre neurologische Störung wie z.B. ein Bandscheibenvorfall infrage kommen. 

Die klinischen Befunde, insbesondere die verringerte Gliedmaßenperfusion, in Kombination mit der weiterführenden Diagnostik und dem Fehlen eines vorberichtlichen Traumas erhärteten allerdings die Verdachtsdiagnose der Thromboembolie in der rechten Vordergliedmaße. 

Therapie bei Thromboembolie - ja oder nein?

Nach einem ausführlichen Gespräch mit den Besitzer:innen über die möglichen Ursachen und die Prognose des Befundes wurde ein Thrombolyseversuch gestartet. Grundsätzlich haben Thromboembolien der Vorderhand eine bessere Prognose als Aorten- oder Eingeweidearterienthrombosen, jedoch bleibt auch bei dieser Form der Thrombose ein hohes Rezidivrisiko bestehen.

Die Thrombolyse wurde mit einer Enoxaparin-Dauertropfinfusion und Clopidogrel initiiert. Auch die unabdingbare analgetische Behandlung wurde angestoßen. Die Analgesie wurde mittels eines intravenös verabreichten Opioids als Kurzzeittherapie (Buprenorphin)  gestartet. Alternativ kann ein Fentanyl-Dauertropf verwendet werden. Außerdem wurde zur Behandlung des geringgradigen Lungenödems ein Diuretikum (Furosemid) verabreicht.

Über den gesamten stationären Aufenthalt wurde zweimal täglich eine Pulskontrolle an der betroffenen Pfote mittels Doppler durchgeführt und aufgrund der Reperfusion alle ein bis zwei Tage die Elektrolyte kontrolliert.

Weiterführende Untersuchung: Evaluation der Herzfunktion

Am nächsten Tag erfolgte eine ausführliche Echokardiografie. Diese bestätigt

Jetzt anmelden und weiterlesen!

Dieser Beitrag ist nur für Tierärzt:innen, TFA und Animal Health Experts geeignet.
Lege dir jetzt kostenlos ein VetStage Profil an, um den vollständigen Beitrag zu lesen.

Jetzt weiterlesen

Themengebiete

Autor:innen

Lisa Napp

Ein interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.