Fallbericht: Equine Rezidivierende Uveitis – eine intraokuläre bakterielle Infektion

erstellt am 27. Januar 2023

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Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Dr. Kerstin Kneuertz (geb. Ackermann)

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Anamnese

Die 8-jährige Warmblutstute „Coco“ wurde aufgrund von seit zwei Tagen bestehendem Lidkneifen und Tränenfluss vorgestellt. Vorberichtlich war dies bereits das dritte Mal innerhalb eines Jahres immer an demselben Auge aufgetreten.

Klinische Untersuchung

Die klinische Untersuchung war unauffällig. Bei der speziellen ophthalmologischen Untersuchung zeigten sich jedoch die folgenden Befunde eines hochgradigen Blepharospasmus, einer mittelgradigen Epiphora sowie geröteter Konjunktiven, die eine diffuse, wie von einem Hauch getrübte Hornhaut umgaben. Außerdem konnten Entzündungsprodukte in der vorderen Augenkammer sowie eine maximale Miosis festgestellt werden.

Da aufgrund der Miosis die weiter hinten gelegenen Augenstrukturen nicht eingesehen werden konnten, wurde eine Ultraschalluntersuchung des Auges durchgeführt. Hier zeigten sich hochgradige entzündliche Einlagerungen im Glaskörper.

Diagnose und weitere mögliche Befunde

Anhand der Ergebnisse der klinischen Untersuchung konnte bei „Coco“ eine akute Uveitis diagnostiziert werden. Die Kombination des klinischen Bildes mit der Vorgeschichte des Pferdes ließ die Diagnose einer Equinen Rezidivierenden Uveitis (ERU) zu.

Im Rahmen einer chronischen ERU könnten sich zusätzlich zu den hier beobachteten Symptomen eine Hypotonie, chronische Keratitiden und vordere sowie hintere Synechien entwickeln. Eine vordere Synechie beschreibt die Verklebung der Iris mit der Hornhaut, während die hintere Synechie durch die Verklebung der Iris mit der Linsenvorderfläche gekennzeichnet ist. Letztere tritt bei chronischer ERU häufiger auf als die vordere Synechie. Weiterhin können auch Irisresiduen auf der Linsenvorderfläche, vesikuläre Katarakt der Linsenrückfläche, Linsenluxation oder -subluxation, Glaskörpertrübung bis hin zur Glaskörperverflüssigung, Sekundärglaukom und teilweise sogar eine Netzhautablösung auftreten.

Therapie - sowohl konservativ als auch chirurgisch

Zunächst erfolgte die konservative Therapie mit lokaler Gabe von Atropin, um den Pupillenkrampf zu lösen, sowie einer entzündungshemmenden Augensalbe. Zusätzlich erhielt „Coco“ ein systemisch verabreichtes Antiphlogistikum bis der akute Uveitisschub nach ungefähr zwei Wochen abgeklungen war und die Stute nicht mehr unter Schmerzen litt. 

Da jedoch die häufigste Ursache der ERU - nämlich die intraokuläre bakterielle Infektion - damit nicht beseitigt worden war, erfolgte einige Zeit später die Überweisung an eine Klinik zur Vitrektomie (operative Glaskörperspülung), um die ursächlichen Bakterien - meist Leptospiren - zu entfernen und damit ein Ausbleiben der schmerzhaften, wiederkehrenden Schübe zu erzielen. Das primäre Ziel einer Vitrektomie besteht also darin, den chronischen, rezidivierenden Prozess zu stoppen und somit einer Erblindung des betroffenen Auges möglichst vorzubeugen. 

Hintergrund - was sollte man zur Leptospireninfektion wissen?

Anhand verschiedener Studien konnte durch die Gewinnung von Glaskörpermaterial im Zuge einer Vitrektomie bei einer ERU-Erkrankung bereits der regelmäßige Nachweis von Leptospiren in diesen Proben mittels Kultur, PCR und Mikroagglutinationsreaktion erbracht werden. Bei der klassischen Form der ERU handelt es sich somit um eine intraokuläre Leptospireninfektion

Man geht davon aus, dass die Leptospiren-bedingte Uveitis die Folge einer systemischen Leptospireninfektion darstellt. Es wird vermutet, dass die aktiv beweglichen Bakterien während der akuten Leptospirose die Blut-Augen-Schranke überwinden, in den Glaskörper eindringen und dort über Jahre persistieren können.

Ist die Leptospiren-bedingte Uveitis in einigen Fällen nicht mit Sicherheit zu diagnostizieren, kann eine Kammerwasserp

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Dr. Kerstin Kneuertz (geb. Ackermann)

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