Chirurgische Herausforderung: Ventral-slot bei C 5/6 bei kompressiver HNPE
erstellt am 7. Juli 2024
Vorbericht
Es ist Weihnachten. Und wie es immer so geht - genau an diesem Tag ist Keona plötzlich gelähmt. Sie ist weder geh- noch stehfähig. Der Tierklinik Hofheim wird sie mit dem Vorbericht, dass sie seit dem Morgen matt und apathisch sei und zwar aufstehen wolle, aber nicht könne, vorgestellt. Eine Vorbehandlung mit Schmerzmitteln beim Haustierarzt hatte bereits stattgefunden, aber keine Besserung gebracht. Am Vorabend war die 10-jährige Hündin, die 37 Kilo auf die Waage bringt, noch aktiv und fit, es wurde kein Trauma beobachtet. Zum Zeitpunkt des Eintreffens in der Tierklinik streckt sie eine Vordergliedmaße krampfartig durch und zeigt einen Tremor des anderen Vorderbeins. Der Urinabsatz ist unkontrolliert. An Vorerkrankungen ist eine Arthrose im linken Vorderbein bekannt, außerdem erhält Keona wegen einer Schwäche der kaudalen Ledenwirbelsäule regelmäßig Physiotherapie. 2018 musste wegen eines verschluckten Tennisballs eine Enterotomie vorgenommen werden.
Allgemeine klinische und neurologische Untersuchung
Der ruhige und aufmerksame Hund ist bei der allgemeinen klinischen Untersuchung in allen Parametern komplett unauffällig. Spezielle klinische Untersuchungen, vor allem die neurologische Untersuchung, zeigen aber eine Vielzahl pathologischer Befunde. So ist die Propriozeption aller vier Gliedmaßen nicht vorhanden, die spinalen Reflexe sind in der Hinterhand erhalten, in beiden Vorderbeinen aber ausgefallen. Es besteht eine spastisch gestreckte Haltung beider Vordergliedmaßen, die Hinterbeine sind schlaff gelähmt. Der Panikulusreflex ist am ganzen Körper erhalten. Als klinische Diagnose wird eine Tetraparese festgehalten, die ihre Ursache entweder in der zervikalen Wirbelsäule oder einem Schiff-Sherrington-Syndrom haben kann.
Weitere Untersuchungen und Diagnose
Um die Ursache für Keonas Tetraparese eingrenzen zu können,
wurden weiterführende Untersuchungen eingeleitet: zunächst eine
Röntgenuntersuchung des Thorax, die keine
pathologischen Befunde ergab, dann eine Computertomographie
der gesamten Wirbelsäule. Hierzu wurden eine Nativ- und
eine Kontraststudie mit Accupaque 350ml i.v. als Kontrastmittel
durchgeführt und beide Studien im Knochen- und Weichteilfenster
mittels multiplanarer Rekonstruktion (MPR) ausgewertet. Die
Anästhesie für die Computertomographie wurde mit
Diazepam und Propofol i.v. eingeleitet, nach Intubation wurde die
Narkose mit einem Gasgemisch aus Isofluran und Sauerstoff
aufrechterhalten.
Folgende Befunde konnten in den CT-Studien erhoben werden: Kenoa
leidet unter multiplen degenerativen Veränderungen der
gesamten Wirbelsäule, die aber mit dem momentanen
Krankheitsgeschehen nicht in Zusammenhang stehen. Auch bestehen
zwei zervikale Spondylomyelopathien mit dorsal
tipping und Protrusion bei C5/6 und C6/7, sowie eine
kompressive Hydrated nucleus pulposus extrusion
(HNPE) bei C5/6 (sh. Bild unten). Bei dieser Art des
Bandscheibenvorfalls tritt nicht oder partiell degeneriertes
Material des Nucleus pulposus durch den rupturierten Anulus
fibrosus und führt damit zu einer extraduralen
Rückenmarkskompression. Er tritt in der Mehrzahl der Fälle - wie
bei Keona - akut auf und kommt am häufigsten in der Halswirbelsäule
mittelalter bis älterer Hunde vor (vgl. Quellen unten).
Operation
Um Keona schn
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Autor:innen
Dr. Katharina KesslerEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.