Turniertierärzte: Die Nähe zum Pferdesport
erstellt am 30. April 2024
Pferde auf Turnieren zu betreuen, ist eine ganz besondere Aufgabe. Wir haben in unserem Verbund viele, die als Turniertierärztin oder Turniertierarzt in den verschiedenen Disziplinen im Einsatz sind: Von Vielseitigkeit, Dressur, Springen, Distanzreiten, Parasport bis zum Mannschaftstierarzt - es ist alles vertreten. Wie man Turniertierarzt wird, welche Kompetenzen man braucht und was einen in diesem Bereich erwartet, erklären Dr. Annette Wyrwoll von der Pferdepraxis Neuhof, Dr. Malte Harland von der Pferdeklinik Mühlen, Dr. Elena Battagion von der Tierarztpraxis Wenzel & Dohse und Malte Penning von der Tierklinik Lüsche.
Kein Wettkampf ohne Veterinär: Egal, ob bei
Europameisterschaften, Deutschen Meisterschaften, beim
Vielseitigkeitsturnier in Mechtersen oder beim ländlichen Dressur-
und Springturnier um die Ecke, eine Pferdesportveranstaltung darf
nicht ohne Turniertierarzt stattfinden, unabhängig der Disziplin
und ob es national oder international ausgeschrieben ist.
Grundsätzlich soll ein Turniertierarzt sicherstellen, dass die
veterinärmedizinische Versorgung der Pferde rundum abgedeckt ist.
Zu seinen Aufgaben gehören Medikationskontrollen, Kontrollen der
Equidenpässe inklusive Impfstatus, Pferde- und Fitnesskontrollen,
Verfassungsprüfungen und die Versorgung bei Notfällen. Wenn jemand
Turniertierarzt werden will, dann geht das nur, wenn er einen
gewissen Bezug zum Sport hat“, so Dr. Annette Wyrwoll, die als
FEI-Tierärztin u.a. seit über 25 Jahren bei der Vielseitigkeit
Marbach im Einsatz ist. „Bei mir ist es die Passion und Bindung zum
Turniersport“, pflichtet ihr Dr. Malte Harland, FEI Official
Veterinarian, bei. „Man muss viel Engagement zeigen, es sind immer
Wochenendveranstaltungen, aber man hat viel mit Kunden zu tun,
trifft Leute von früher, kann Akquise betreiben und sieht die
Welt.“ Ansprechpartner vor Ort sind bei nationalen
Veranstaltungen
der Beauftragte der Landeskommission, der Technische Delegierte und
der Jury Präsident. Liegt ein Sachverhalt vor, muss der immer
gemeldet werden mit einem Richter/Steward als Zeugen. „Das
Wichtigste für einen Turniertierarzt ist, dass man eine Situation
innerhalb kürzester Zeit einschätzen und dementsprechend reagieren
kann“, betont Dr. Elena Battagion, FEI-Tierärztin u.a. auf
Vielseitigkeits- und Distanzturnieren.
Am häufigsten treten Verletzungen auf, es gibt Koliken, (schwere)
Lahmheiten und disziplinspezifische Krankheiten bspw. auf der
Rennbahn oder bei Distanzritten mit längeren Strecken. Bei
letzterem können auch metabolische Krankheiten auftreten, bei denen
das Pferd infundiert werden muss, was auf Dressurturnieren
normalerweise nicht passiert. Dr. Annette Wyrwoll sagt: „Ich
plädiere dafür, als Turniertierärztin
einfühlsam zu agieren. Kontrollen müssen verhältnismäßig sein. Wenn
ich auf dem Abreiteplatz etwas sehe, was nicht tierschutzkonform
ist, gehe ich zum LK-Beauftragten. Erst einmal im Kleinen
einwirken, ist meine Devise. In der Funktion als Turniertierärztin
ist Fingerspitzengefühl
und Übersicht gefragt und man sollte immer erst fürs Pferd, für den
Sport und für den Reiter agieren.“
Der Turniertierarzt muss immer eine Grundausrüstung dabei haben:
Doping Kit, Medikamente für Koliken und Verletzungen,
Verbandsmaterial, kleine Chirurgie, Nasenschlundsonde, Castbinden,
Monkey Splints, Euthanasiemedikamente, je nach Turnier und
Jahreszeit ausreichend
Infusionsflüssigkeit. Die Anforderungen unterscheiden sich national
und international in manchen Punkten. Ein nationaler
Turniertierarzt kann jeder Veterinär sein. Fortbildungen zur
Betreuung von Pferdesportveranstaltungen und andere Themen sind
mindestens einmal im Jahr verpflichtend. International wird
unterteilt in Permitted Treating Veterinarians (PTV) und in
Official Veterinarians (OVs) auf Level 1 bis 4. Wer „Treating Vet“
werden möchte, muss die englische (Fach)sprache beherrschen, sich
bei der FEI anmelden und braucht zwei Bürgen (einer davon muss
mindestens als Official Vetenarian Level 2 gelistet sein). Die
Anmeldung muss von der nationalen Föderation genehmigt werden.
Außerdem muss man einen FEI-Präsenzkurs besuchen. Hat man das
geschafft, ist alle drei Jahre ein Online-Seminar zu absolvieren.
Treating
Vets können arbeiten als behandelnde Tierärzte,
Mannschaftstierärzte, persönliche Tierärzte, Holding Box-Tierärzte
und Veterinärkontrollbeamte. „Als Mannschaftstierarzt passiert ganz
viel im Vorfeld“, berichtet Malt
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Autor:innen
Nicole Sollorz, TeamVetEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.