Wenn die Zähne schief stehen: von Chancen und Erfolgen der Kieferorthopädie für Kleintiere
erstellt am 16. November 2022
Wie wir die Fehlstellung einer Brachygnathia inferior eines 17 Wochen alten weiblichen Jagdhundwelpens mittels kieferorthopädischer Therapie therapierten und eine annähernd physiologische Okklusion erreichen konnten, berichten wir in folgendem Fallbericht.
Vorgeschichte und Diagnose
Der Unterkiefer des Welpens war zum Zeitpunkt der Erstvorstellung um 15 mm verkürzt, resultierend aus der Brachygnathia inferior. Rechtsseitig okkludierte der Milch-Caninus des Unterkiefers rostral des Milch-Caninus im Oberkiefer und rief eine kleine Impression ohne Entzündungsanzeichen in der Gingiva hervor. Linksseitig biss der Welpe mit dem Milch-Caninus auf Höhe des Milch-Caninus in den harten Gaumen ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten Incisivi im Oberkiefer bereits gewechselt (s. Abb.1).
Therapiebeginn
Initiales Ziel: Schmerzfreiheit
Als erster therapeutischer Schritt erfolgte die Extraktion beider Milch-Canini im Unterkiefer (704/804), um den bestehenden "Inter lock" aufzuheben. So konnte die Selbsttraumatisierung bei Kieferschluss behoben werden und die Schmerzfreiheit des Welpen erreicht werden.
Vier Wochen später, nach einem weitgehend abgeschlossenen Zahnwechsel, erfolgte der erste kieferorthopädische Eingriff. Linksseitig war noch der Milch-Caninus im Oberkiefer noch existent, rechts war er bereits ausgefallen. Die Canius-Kronen der bleibenden Canini überragten im Oberkiefer den Gingivalsaum um 5 mm. Die bleibenden Reißzähne (P4) im Oberkiefer waren bereits voll entwickelt. Nach Extraktion des letzen Milch-Canius wurde beidseitig ein Gummizug (Power Chain) zwischen Oberkiefer-Caninus und Reißzahn gespannt.
Verringerung der Kronenneigung (TIP) mittels Power Chain
Mit dem Gummizug („power chain“) möchte man die mesiodistale Kronenneigung (TIP) des Oberkiefer-Caninus verringern. Der kettenförmige Gummizug wird hierzu auf Knopf Brackets fixiert, die sich jeweils auf der labialen bzw. bukkalen Zahnfläche befinden. Fixiert werden diese mit Komposite über eine Schmelzanätztechnik inklusive Bonding.
Zuvor wird die Zahnoberfläche gesäubert und getrocknet, um anschließend an der Haftungsfläche mit Ortophosphorsäure angeätzt zu werden. Danach wird das Ätzgel mit Wasser abgespült und die Oberfläche mit Druckluft getrocknet. Die so erreichte Oberflächenvergrößerung ermöglicht bessere Haftungseigenschaften für den nun aufzubringenden lichthärtenden Haftvermittlungskunststoff. Nach dessen Härtung mittels UV-Licht Lampe können die Brackets mit einem lichthärtenden und fließfähigen Komposite auf dem Haftvermittlungskunststoff fixiert werden. Sobald die Brackets fixiert sind, wird der Gummizug auf die Knöpfe geklickt und unter Spannung gesetzt (s. Abb. 2).
Nach dem Eingriff erhält der Hund einen Halskragen. Er sollte während der Behandlungszeit keine harten Nahrungsmittel oder Kauknochen erhalten. Das Spielen mit Stöcken oder Ähnlichem ist verboten.
Die Zahnbewegung sowie die Spannung der kieferorthopädischen Kraft
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Themengebiete
Autor:innen
Dr. Friedrich RoesEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.