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Ein Beitrag von  Dr. Thorsten-Christian Gablonski, Zentrum für Tiermedizin Kelheim im VetStage Talk ,  Zentrum für Tiermedizin Kelheim auf VetStage

Ein Psychologe in der Tiermedizin - VetStage Talk mit Dr. Thorsten-Christian Gablonski vom Zentrum für Tiermedizin Kelheim

erstellt am 12. Januar 2023

Hinweis: VetStage ist nicht für den Inhalt verantwortlich. Bitte wende dich bei Rückfragen direkt an den Verfasser.

Dr. Thorsten-Christian Gablonski ist einer von zwei Geschäftsführern des Zentrum für Tiermedizin Kelheim. Im VetStage Talk mit Thorsten reden wir über den Familienbetrieb, nachhaltige Förderung von Mitarbeiter:innen, "So-da-Schichten" und wie es so ist als "Nicht-Tiermediziner" in der Branche. 

Thorsten, erzähle doch gerne erstmal etwas über dich: 

Mein Name ist Dr. Thorsten-Christian Gablonski, ich bin 34 Jahre alt und von Beruf Psychologe. In den Jahren von 2015 bis 2021 war ich in der Forschung und Lehre an der Universität Klagenfurt sowie der Universität Heidelberg und Universität Witten/Herdecke tätig. Schwerpunktmäßig habe ich mich dabei mit der Klinischen Psychologie, insbesondere der Psychotherapieforschung beschäftigt. Seit 2021 bin ich Geschäftsführer im Zentrum für Tiermedizin Kelheim und unterrichte nebenher an einer Schule hier in der Region das Fach Psychologie.

Gerne auch ein paar Fakten zum Zentrum für Tiermedizin Kelheim:

Unser Hauptschwerpunkt ist das Zentrum für Tiermedizin in Kelheim. Gemeinsam mit meinem Schwager als weiteren Geschäftsführer, meiner Schwiegermutter als tiermedizinischer Leitung und meiner Frau, die für das Rechnungswesen zuständig ist, führen wir das Zentrum als Familienbetrieb. Hier arbeiten wir auf Klinikniveau und bieten ein breites Leistungsspektrum an. Innere Medizin, orthopädische Chirurgie, Reproduktionsmedizin, Dermatologie und Physiotherapie (inkl. Unterwasserlaufband), um nur einige Schwerpunkte zu nennen. Neben dem Hauptzentrum betreiben wir noch zwei weitere Satellitenpraxen in Neustadt an der Donau und in Mainburg. Das Konzept der Praxen ist auf die tierärztliche Allgemeinversorgung der kleinen Patienten ausgelegt. Die umfassende Ausstattung in den Tierarztpraxen Neustadt/Donau und Mainburg ermöglichen Vorsorgeuntersuchungen ebenso wie kleinere Eingriffe. Durch die enge Vernetzung der Satellitenpraxen mit dem Zentrum für Tiermedizin in Kelheim findet eine enge Zusammenarbeit und ein stetiger Wissensaustausch statt. Direkte Überweisungen mit unkompliziertem Datenaustausch machen Doppeluntersuchungen unnötig und stellen eine optimale Behandlung sicher.

Thorsten, Du bist ein Doktor, jedoch kein Dr. med. vet., sondern Doktor der Psychologie. Wie bist Du in der Tiermedizin gelandet?

Im ersten Moment erscheint es sehr merkwürdig – das gebe ich zu. Bevor ich hier in Kelheim angefangen habe, hatte ich einen klaren beruflichen Plan – ich wollte die akademische Laufbahn bis ganz nach oben gehen. Ich habe temporär an drei Universitäten gleichzeitig gearbeitet, was zur Folge hatte, dass ich viel unterwegs war. Neben den Dienstreisen und Konferenzen, die dann noch dazu kamen, blieb oft nur wenig Zeit für die Familie und Freunde. Es war dann irgendwann klar: über kurz oder lang müssen wir für den nächsten Uni-Job wegziehen – und das wäre dann voraussichtlich nicht der letzte Umzug gewesen. Als mir dann ein lukratives Job-Angebot aus Österreich vorlag und es konkret wurde, haben meine Frau und ich für uns festgestellt, dass wir hier aus Kelheim eigentlich nicht wegwollen. Zeitgleich wurden wir von meiner Schwiegermutter als Meinungsgeber in die Diskussion integriert, was zukünftig mit dem Zentrum passieren soll. Mein Schwager hat bereits in den Jahren zuvor hier gearbeitet und wollte es gerne innerfamiliär fortführen – was natürlich eine große Herausforderung ist. Im Laufe der Diskussionen ist die Idee gewachsen, dass ich mit der psychologischen Ausbildung sicherlich einen Mehrwert generieren könnte, was zunächst meinen eigentlichen beruflichen Ambitionen widerstrebte. Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto interessanter wurde es für mich. Vor allem war das eine einzigartige Gelegenheit sich etwas Eigenes aufzubauen und hier auch sesshaft zu werden. Als ich der Universität dann abgesagt habe und sagte, dass ich in eine Tierarztpraxis gehe, haben sie zunächst gelacht, weil sie dachten, ich mache einen Scherz. Als sie gemerkt haben, dass ich es ernst meine, konnten sie es kaum glauben. Es war aber die 100% richtige Entscheidung.

Und was genau ist Dein Aufgabenbereich in Kelheim, worum kümmerst Du Dich?

Am Ende des Tages um alles – von den eigentlichen Aufgaben im Rahmen der Geschäftsführung, über die Korrespondenz mit Patientenbesitzer:innen bis hin zu Assistenzaufgaben. Beim letzten Mal hatten wir so viele Krankheitsausfälle, dass ich dann eine ganze Schicht an der Anmeldung übernommen habe. Mein Schwager und ich sehen uns am Ende als Praxismanager, bei denen alle Fäden zusammenlaufen. Als zentrale Aufgabe sehe ich allerdings alles rund um das Personal und die Prozess- und Unternehmensoptimierung. Das heißt ich kümmere mich um die Personalrekrutierung und die Unternehmungsbindung. Hierfür hören wir uns die individuellen Bedürfnisse an und versuchen für jede und jeden ein angepasstes Arbeitsmodell zu entwickeln. Dazu gehören nicht nur spezifische Arbeitszeitmodelle, sondern auch die Gestaltung der Arbeitsbereiche und die individuelle Förderung in diesen Bereichen. Am Ende mit dem übergeordneten Ziel, die Prozesse kontinuierlich zu optimieren.

Wo siehst Du als “Nicht-Tiermediziner” Deinen Vorteil dabei?

Ich konnte vieles erst einmal ganz naiv hinterfragen. Viele Prozesse haben sich über die Jahre so eingespielt, dass man vielleicht gar nicht gemerkt hat, dass es da Optimierungspotential gibt. Zu Beginn habe ich häufig auf Nachfragen folgende Antwort erhalten: „Ich weiß nicht, das haben wir schon immer so gemacht!“. Und dann bin ich gekommen und habe gefragt „Warum macht man das nicht so?!“. Für die Tiermediziner:innen können einige Punkte oder Vorschläge erst einmal ungewöhnlich klingen, weil man es anders kennt – und zugegebenermaßen waren auch einige meiner Ideen totaler Blödsinn, wenn ich im Nachhinein zurückblicke. Auf der anderen Seite bringt es aber den ganz großen Vorteil, dass man eingefahrene Strukturen durchbrechen und neue Perspektiven ins Spiel bringen kann.

Wie war der HR-Bereich aufgebaut bevor Du gekommen bist und was hast Du seitdem verändert?

Über die Jahre ist das Zentrum enorm gewachsen. Zunächst von einer Ein-Frau-Praxis auf ein Team aus etwa 15-20 Mitarbeiter:innen und zuletzt sogar mit teilweise über 50 Mitarbeiter:innen. Dementsprechend war damals ein solcher Bereich nicht notwendig und ist dann über die Zeit erst herangewachsen. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der langfristigen Bindung des Personals. Dementsprechend führe ich viele Gespräche, bin mit meinen Mitarbeiter:innen im stetigen Austausch, höre mir die Sorgen und Probleme an und tausche mich auch mit ihnen aus, wenn Unzufriedenheiten bestehen. Mir war es wichtig, das Personal in grundlegende Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen und ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen – im Optimalfall soll jede:r den eigenen Arbeitsbereich mitgestalten. Eine TFA, die die Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin gemacht hat, haben wir davon überzeugen können die selbstständige Tätigkeit aufzugeben und gemeinsam mit uns eine Physiotherapie-Abteilung aufzubauen. Sie war bei den Gesprächen mit den Vertreter:innen dabei, hat sich am Ende selbst für ein Unterwasserlaufband entscheiden können und ist auch bei der Preisgestaltung mit eingebunden gewesen. Das ist nun „ihre“ Abteilung. Eine aktive Mitgestaltung ist mir ganz wichtig.

Ihr habt Euch also die Zufriedenheit Eurer Mitarbeiter:innen als großes Ziel gesetzt. Wie setzt ihr das im Alltag um?

Wie schon erwähnt, ist mir der Dialog ganz wichtig. Ich lege viel Wert auf die Meinungen der Mitarbeiter:innen und versuche sie miteinzubeziehen – auch in schwierige Situationen. So lernen die Mitarbeiter:innen, dass manche Entscheidungen nicht einfach sind und tragen die Konsequenzen dann auch leichter mit. Die Tiermedizin kann ein sehr stressiger Beruf sein. Wir versuchen die Arbeits

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Dr. Thorsten-Christian Gablonski, Zentrum für Tiermedizin Kelheim im VetStage Talk

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