Werde ein Profi in der Lahmheitsuntersuchung - 7 Tricks, die Du Dir von Expert:innen abschauen kannst
erstellt am 22. Dezember 2022
Die Lahmheitsuntersuchung (LHU) in der Pferdemedizin: Sowohl in der Klinik als auch in der Fahrpraxis ist sie gang und gäbe und als Tierärzt:in kommt man nicht wirklich um sie herum. Die Palette ist vielfältig und reicht von den Symptomen eines „irgendwie unrund laufenden“ bis zu einem auf drei Beinen stehenden Patienten. Da die meisten vierbeinigen Patienten evolutiv darauf konditioniert sowie geübt sind, ihre Schmerzen zu verstecken, kann es bisweilen gar nicht so einfach sein, eine Lahmheit richtig zu diagnostizieren und einzuordnen.
Eine britische Arbeitsgruppe hat mittels Eye-Tracking untersucht, worauf Expert:innen der Orthopädie bei der Lahmheitsuntersuchung in Bewegung des Pferdes auf der Geraden und auf dem Zirkel achten. Dabei sollten die Teilnehmenden Videos analysieren, bei denen das Pferd von der Kamera weg, auf die Kamera zu oder seitlich aufgenommen auf dem Zirkel trabt. Außerdem wurden mittels eines Fragebogens weitere Details der Lahmheitsuntersuchung durch die spezialisierten Fachkräfte erhoben. Welche Tricks und Erkenntnisse Du daraus mitnehmen kannst, haben wir im Folgenden für Dich zusammengefasst:
#1 Eine gute LHU besteht nicht nur aus der Bewegungsanalyse
Die spezielle orthopädische Untersuchung sollte mit einer allgemeinen Adspektion und Prüfung der Pulsation starten. Diese beiden Schritte können erste Hinweise auf die betroffene Gliedmaße und eventuell auch die zugrundeliegende Problematik liefern. Außerdem sollte die Pulsation vor der Ganganalyse geprüft werden, da die durch die Bewegung verbesserte Durchblutung der Extremitäten die Beurteilung der Pulsation verfälschen kann.
#2 Nimm Dir Zeit!
Du kannst nicht schon nach den ersten paar Tritten sagen, welche Lahmheit vorliegt? Das ist überhaupt nicht schlimm! Die durchschnittliche Zeit, die sich die Expert:innen für die Diagnose während der Videoanalyse nahmen, lag auf der Geraden bei ungefähr 80 Sekunden und auf dem Zirkel bei über zwei Minuten. Interessanterweise investierten die Teilnehmenden mit der langjährigsten Berufserfahrung am meisten Zeit.
#3 Lahmheitsindikatoren auf der Geraden
In der sich von dem:der Untersucher:in entfernenden Bewegung wurde die Region von Os sacrum und Tuber coxae am meisten betrachtet, gefolgt von der Beobachtung der distalen Gliedmaße. Bei der Bewegung auf die Kamera zu, wurde hauptsächlich auf den Kopf geachtet; den distalen Vordergliedmaßen wurde vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Entsprechend wurde auch in den Umfragen die Kopfbewegung als Hauptmerkmal für Lahmheiten der Vorderhand bezeichnet – und zwar in Form von einem Nicken nach unten bei Belastung der gesunden Gliedmaße – sowie die Bewegung des Beckengürtels als Indikator für Lahmheiten der Hintergliedmaßen. Dabei wurden verschiedene Ansätze beschrieben, die lahme Hintergliedmaße zu identifizieren, z.B. auf eine größere Bewegungsamplitude der Tubera coxarum, eine Aufwärtstendenz der Hüfte bei Belastung oder auch eine vermehrt sinkende Glutealmuskulatur auf der lahmen Seite zu achten.
#4 Ganganalyse auf dem Zirkel
Bei der Ganganalyse auf dem Zirkel waren sich die Befragten weniger einig, welche zu beobachtende Körperregion am meisten Aussagekraft hat, denn viele verschiedene Regionen wurden unterschiedlich lange betrachtet. Am meisten Beobachtungszeit wurde jedoch dem Kopf gewidmet, gefolgt von der Beckenregion. A
Jetzt anmelden und weiterlesen!
Dieser Beitrag ist nur für Tierärzt:innen, TFA und Animal Health Experts geeignet.
Lege dir jetzt kostenlos ein VetStage Profil an, um den vollständigen Beitrag zu lesen.
Themengebiete
Autor:innen
Dr. Englisch und Kolleg:innenEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.