Die Bedeutung der Obduktion in der Veterinärmedizin
erstellt am 22. Dezember 2022
Unerwartet fällt der Sittich von der Stange, das Kaninchen liegt in Seitenlage und der Hund kippt beim Spaziergang um. Was für die Landwirtschaft und Zoos bereits unerlässlich ist, wird nur in Ausnahmefällen in der Kleintiermedizin veranlasst: Eine Obduktion.
Die Medizin entwickelt sich ständig weiter; neue Diagnose- und Behandlungstechnologien verbessern die Lebenserwartung und führen zu neuen Erkenntnissen über verschiedene Pathologien. Die Obduktion wird häufig als letzter Zweig in der Tiermedizin betrachtet und nur in extremen Fällen oder zu forensischen Zwecken eingesetzt. Dabei leistet die Obduktion auch in Zeiten verbesserter diagnostischer Möglichkeiten immer noch einen wichtigen Beitrag für die Qualitätskontrolle und Ausbildung.
Bei der Obduktion von Hunden im Rahmen einer Studie wurde in 26% der untersuchten Fälle keine Übereinstimmung zwischen klinischer und pathologischer Diagnose festgestellt. In 22,7% der Fälle konnte eine pathologische Diagnose die klinische Diagnose weiter spezifizieren (Vos et al. 2005). Ähnliche Diskrepanzen zwischen klinischer und pathologischer Diagnose wurden auch in weiteren Studien festgestellt (Dank et al. 2012; Schertenleib et al. 2012).
Ein Beleg für den Nutzen und die Unverzichtbarkeit der Autopsie, ohne die häufig keine vollständige und genaue Diagnose gestellt werden kann.
Feststellung der Todesursache
Der offensichtlichste Grund für eine Sektion ist die Feststellung der Todesursache oder des Ereignisses, das zur Notwendigkeit der Euthanasie geführt hat. Für alle Beteiligten, einschließlich der Besitzer:innen und Tierärzte:innen, ist es oft schwierig, einen Todesfall ohne Erklärung zu verarbeiten. Eine Obduktion kann einen Schlussstrich unter den Fall ziehen oder den Besitzer:innen die Gewissheit geben, dass es tatsächlich an der Zeit war, das Tier zu euthanasieren - für die Tierhalter:innen häufig ein kleiner Trost. Letztendlich möchte man selbst ja auch genau wissen: Habe ich richtig gehandelt oder doch etwas übersehen?
Bei einem plötzlichen, verdächtigen oder unerklärlichen Tod kommt es auch vor, dass Tierhalter:innen die Schuld bei anderen, darunter auch bei dem/der Tierarzt:ärztin, suchen. Das Sektionsprotokoll entkräftet meist diesen Verdacht: Viele Besitzer:innen verzichten nach einer Untersuchung auf den Gang vor Gericht.
Qualitätskontrolle
Zur Bestätigung, Klärung oder Korrektur einer klinischen Diagnose und zum Ausschluss anderer Krankheitsprozesse kann eine Obduktion durchgeführt werden. Auf diese Weise kann sie als Qualitätskontrolle für Tierärzte:innen dienen, indem sie die Genauigkeit der Interpretation der klinischen Symptome und der antemortem stattgefundenen weiterführenden Untersuchungen überwacht.
Die Genauigkeit bei der Diagnose einer Reihe von Erkrankungen, die klinisch schwer zu diagnostizieren sind, kann ebenfalls erhöht werden. Denn das klinische Bild vieler Krankheiten kann sehr variabel sein. So kann ein Mastrind mit Azidose oder Erkrankung des Magen-Darm-Traktes in Wirklichkeit eine erhöhte Atemfrequenz und Fieber aufweisen, was fälschlicherweise für eine Lungenentzündung gehalten werden könnte.
Juristische Funktion
Die Obduktion erfüllt auch wichtige juristische Funktionen - wenn der Verdacht auf einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz besteht, kann ein pathologisches Gutachten bei der Aufklärung helfen. Steht die Verletzung im Einklang mit einem angeblichen Vorfall oder mit der Darstellung des Angeklagten? Kann bestätigt werden, dass die Verletzungen dem Tier ante mortem zugefügt wurden? Diese und viele weitere Fragen können mithilfe einer Obduktion beantwortet werden.
Die Rolle der Pathologen:innen besteht nicht darin, ein Urteil zu fällen, sondern die pathologischen Befunde zu dokumentieren und zu interpretieren. Bei Geri
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In Zusammenarbeit der Kolleg:innen der Praxisgemeinschaft entstandenDie Tierärztliche Praxis Peheim besitzt eine eigene Obduktionshalle, sodass Fälle direkt vor Ort untersucht werden können.
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