Fachbeitrag
Ein Beitrag von  Cordelia Noe ,  Cordelia Noe auf VetStage Es ist schwer, sich zu verabschieden. Image Credit: ciao-miao.com

Trost in der Tierarztpraxis - Ein Guide für den Umgang mit Tiertrauer

erstellt am 29. Januar 2025

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Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine Familie mit zwei kleinen Kindern verabschiedet sich von ihrem alten Hund, der über 14 Jahre hinweg ein treuer Begleiter war. Die Tierärztin sagt nach dem Einschläfern eher trocken: „Mein Beileid, aber er war halt schon alt.” Ohne den trauernden Tierbesitzer:innen so richtig die Möglichkeit zu geben, einen Moment innezuhalten, wird nach kurzem Händedruck auch gleich noch die Rechnung für den gerade durchgeführten Eingriff von der Tiermedizinischen Fachangestellten überreicht. Die Familie, emotional aufgewühlt und erschöpft, verlässt mit Tränen in den Augen die Praxis, ohne eine Chance zu bekommen, sich an einem ruhigen Ort in Ruhe zu sammeln oder angemessen Abschied zu nehmen.

Diese Art von Reaktion – so sachlich sie auch gemeint sein mag – hinterlässt einen sehr nüchternen Beigeschmack. Der Verlust eines Haustiers ist für viele Menschen, nicht zuletzt für Kinder, ein einschneidendes Erlebnis und ihre oftmals erste Berührung mit dem Tod. Die Art und Weise, wie Tierärzt:innen in diesen schwierigen Momenten mit der Gesamtsituation umgehen, ihr eigenes Team im Umgang unterstützen und den Besitzer:innen gegenübertreten, kann den Unterschied zwischen einem würdevollen Abschied und einem belastenden Erlebnis ausmachen. Es lohnt sich also, mal die eigenen Abläufe genauer unter die Lupe zu nehmen - sicher gibt es bei uns allen zumindest etwas Luft nach oben.

Einfühlsame Kommunikation schafft Vertrauen

Der Abschied von einem Haustier ist für die meisten Menschen eine zutiefst emotionale Herausforderung und ja, völlig verständlich, auch für das Praxisteam in in den täglichen Prozessen nicht immer leicht zu bewerkstelligen. Tierbesitzer:innen, die den letzten Weg mit ihren Tieren gehen, brauchen Verständnis und Trost – nicht nur medizinische Expertise, auch wenn der Praxisalltag dazwischenfunkt. Während z.B. der Moment des Einschläferns schon schwer genug ist, nagen oft Schuldgefühle an den Tierhalter:innen. Denn aus ihrer Sicht haben sie ihren loyalsten Partner in diesem Moment “ausgeliefert” - so zumindest berichten nicht wenige unserer Kund:innen später im Trauer-Coaching. Umso wichtiger das Fingerspitzengefühl in der Praxis.

Zuallererst einmal kann eine offene und vorbereitende Kommunikation helfen:

  • Sprechen Sie am besten bereits vor dem Termin einfühlsam darüber, was direkt nach dem Einschläfern geschehen soll. Möchte die Tierhalter:innen das Tier selber mit nach Hause nehmen oder soll eine Abholung durch ein Krematorium organisiert werden – bieten Sie klare, aber einfühlsame Optionen an. Ein klarer Plan gibt den Menschen ein Gefühl der Kontrolle und hilft so, die Situation besser durchzustehen, in der man selten einen klaren Kopf hat.
  • Beginnen Sie mit einer einfühlsamen Erklärung des Prozesses des Einschläferns. Erläutern Sie am besten schon in einem Vorgespräch, wie die Medikamente wirken und was genau wie zu erwarten ist. Diese Erklärungen sollten ruhig und klar formuliert werden, um Unsicherheiten und Ängste zu mindern und Klarheit zu schaffen.
  • Geben Sie den Besitzer:innen Zeit und Raum, ihre Emotionen auszudrücken. Jede Trauer ist individuell, und einige Menschen brauchen vielleicht mehr Zeit als andere, um sich zu sammeln. Als Tierarzt können Sie unterstützen, indem Sie Verständnis und Geduld zeigen, damit der Abschied z.B. nicht gehetzt wirkt - auch wenn im Wartezimmer die nächsten Patienten sitzen. Wo, wenn nicht hier darf geweint werden…

Raum für den Abschied schaffen

Ein wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, ist der unmittelbare Moment danach. Tierbesitzer:innen brauchen Zeit, um sich von ihrem Tier zu verabschieden. Manche Kolleg:innen, öffnen z.B. das Fenster, damit die Tierseele losfliegen kann - ganz schöne Idee, oder? Wenn vielleicht auch zu spirituell für manche. Statt die Familie zu schnell nach Hause zu schicken, bieten Sie ihnen einen speziellen Raum (Ideal-Lösung, aber leider meist nicht machbar) oder einen ruhigen Bereich in Ihrer Praxis an, in dem sie einen letzten Moment mit ihrem Tier verbringen und sich vor dem Verlassen der Praxis kurz sammeln können. Vielleicht gibt es eine Bank im Garten, einen Innenhof oder sonst eine Sitzmöglichkeit im Büro. Wichtig und wünschenswert für einen solchen “Safe Space” ist natürlich Privatsphäre - vielleicht mit einer Tasse Tee. Eine Lösung, von der sehr positiv berichtet wurde, ist das

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Cordelia Noe

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