Immer mehr Tierärztinnen stehen vor der Frage: Wie kann ich Familie und Praxisalltag vereinbaren, ohne meine Karriere aufzugeben? Die gute Nachricht: Es gibt Wege – mit Flexibilität, klaren Modellen und einem Umdenken im Berufsfeld. In diesem Artikel findest du aktuelle Lösungen und praktische Tipps für deinen Alltag als Tierärztin und Mutter.
Der tierärztliche Beruf bringt von Natur aus hohe Anforderungen mit sich: unregelmäßige Arbeitszeiten, Notdienste, Wochenendarbeit und eine hohe physische wie psychische Belastung. Hinzu kommt ein häufig fehlendes Angebot an flexibler Kinderbetreuung. Viele Tierarztpraxen und -kliniken bieten zudem keine echten Teilzeitmodelle, sondern erwarten auch bei reduzierter Stundenzahl volle Flexibilität. Spontane Dienste, lange Anfahrtswege oder Notfälle machen eine verlässliche Planung für Mütter besonders schwer.
Dabei sind über 80 % der Absolvent:innen im Studiengang Tiermedizin weiblich – ein klarer Hinweis darauf, dass sich die Strukturen ändern müssen, um der Realität berufstätiger Mütter gerecht zu werden.
Ein zentraler Schritt zur besseren Vereinbarung ist die Schaffung echter Teilzeitmodelle. Das bedeutet: realistische Stundenvorgaben, die auch eingehalten werden – ohne verdeckte Mehrarbeit oder Erwartungen, ständig einspringen zu müssen. Klare, verlässliche Dienstpläne mit Pufferzeiten für Betreuungsausfälle können helfen, den Alltag planbar zu gestalten.
Auch Flexibilität innerhalb des Teams ist entscheidend. Wenn Kolleg:innen sich gegenseitig vertreten oder bei kurzfristigen Ausfällen einspringen, entlastet das alle Beteiligten. In manchen Regionen etablieren sich bereits Praxis-Kooperationen oder Jobsharing-Modelle, bei denen sich zwei Elternteile eine Stelle teilen – eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Viele Tierärztinnen entscheiden sich heute bewusst gegen die Selbstständigkeit – nicht aus Mangel an Ambition, sondern aus dem Wunsch nach Planbarkeit und Vereinbarkeit. Das Angestelltenverhältnis mit klaren Strukturen, fairer Bezahlung (auch in Teilzeit) und Entwicklungsperspektiven bietet hierfür eine attraktive Alternative.
Ein zentrales Problem bleibt die Kinderbetreuung. Staatliche Einrichtungen bieten oft keine Öffnungszeiten, die zu Frühdiensten, Abendsprechstunden oder Notdiensten passen. Flexible Tagesmütter oder familiäre Netzwerke sind zwar hilfreich, aber nicht immer verfügbar oder finanzierbar.
Mutter zu sein und gleichzeitig in der Tiermedizin zu arbeiten, ist anspruchsvoll – aber machbar. Es braucht flexible Strukturen, kollegiale Unterstützung und Arbeitgeber, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Wenn beides zusammenkommt – beruflicher Anspruch und familiäre Verantwortung – entsteht eine moderne, zukunftsfähige Tiermedizin.
Ja – wenn das Praxiskonzept echte Teilzeit vorsieht. Wichtig ist, dass die Arbeitslast der reduzierten Stundenanzahl entspricht und keine verdeckte Vollzeitstelle daraus wird.
Mit einem durchdachten Einarbeitungsplan, einem verständnisvollem Team und Aufgaben, die schrittweise wieder Verantwortung ermöglichen. Programme wie der VetStage TeamScout unterstützen dich zusätzlich.
Kooperationen, angestellte Tätigkeit mit klar geregelten Diensten oder Jobsharing sind Modelle, die Müttern mehr Flexibilität und Sicherheit geben.
Suche das Gespräch und bring konkrete Vorschläge ein. Falls sich keine Lösung findet, kann ein Praxiswechsel der bessere Schritt sein – familienfreundliche Arbeitgeber gibt es.
Mit klarer Kommunikation, einem verlässlichen Netzwerk und der Bereitschaft, auch Umwege in Kauf zu nehmen. Es muss nicht alles sofort perfekt funktionieren – auch kleine Schritte führen zum Ziel.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar. Für verbindliche Auskünfte wende dich bitte an deine zuständige Aufsichtsbehörde, die Tierärztekammer oder eine Fachanwältin bzw. einen Fachanwalt für Arbeitsrecht.