Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Dr. Aryan Duque, FTÄ für Innere Medizin der Kleintiere,  Zentrum für Kleintiermedizin München auf VetStage Piers
8 Jahre alter Labrador

Ein blinder Passagier reist mit: Atemwegssymptome unklarer Genese bei einem importierten Hund

erstellt am 23. April 2025

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Anamnese

Im November 2024 wurde Piers, ein 8 Jahre alter männlich kastrierter Labrador Rüde, mit seinen Besitzern kürzlich aus Kanada nach München gezogen, mit blutigem Husten vorstellig. Piers wurde regelmäßig geimpft, die letzte Entwurmung lag schon länger zurück. Die Besitzer konnten eine Fremdkörperaufnahme nicht ausschließen, da er oft unbeobachtet im Wald und in den Feldern beim Gassi gehen unterwegs ist.

Das Husten trat vor allem nach der Aufregung und Anstrengung auf und kam vor allem in Serienanfällen. Davor war Piers immer gesund. Auch in dem Zustand war die Futter- und Wasseraufnahme ungestört. Kot- und Urinabsatz waren ebenfalls normal.


Klinische Untersuchung und weiterführende Untersuchungen

In der klinischen Untersuchung zeigte sich ein verschärftes inspiratorisches Atemgeräusch ohne Giemen oder Rasseln. Ein Husten war auf Kehlkopfpalpation nicht auszulösen. Fieber hatte er ebenfalls nicht. Auch sonst waren die Vitalparameter stabil. Es lagen weder Petechien noch andere Hinweise auf eine Blutungsneigung vor.

Labordiagnostische Untersuchungen zeigten bis auf eine mittelgradige Eosinophilie im peripheren Blut keine Auffälligkeiten; auch die Blutgerinnungszeiten PT und aPTT waren im Referenzbereich, was zusammen mit der Hämatologie eine Cumarinvergiftung zunächst einmal sehr unwahrscheinlich machte.

Da Piers aus Kanada stammt und bisher keine Reisekrankheiten getestet wurden, wurde ein Reiseprofil ins Fremdlabor eingeleitet, welches nach einigen Tagen negativ zurückkam. Parallel wurde auch eine Kotsammelprobe von 3 Tagen für das Auswanderungsverfahren auf Lungenwürmer eingleitet. Da seine Symptomatik in der Zeit, in der das Fremdlabor auf sich warten ließ, progressiv schlechter wurde, wurden weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet.

Das Thoraxröntgen wies eine multifokale interstitielle Zeichnung vor allem im kaudodorsalem Lungenfeld sowie kranioventral vom Herzen auf. Hinweise auf Erguss, Lungenödem oder Neoplasien gab es nicht.

Im nächsten Schritt wurde eine Bronchoskopie mit anschliessender Bronchio-Alveolärer-Lavage (BAL) in Narkose durchgeführt. Die endoskopische Untersuchung zeigte neben der geröteten und bereits verschleimten Trachea eine ebenso hyperämische Bifurkation der Hauptbronchien mit geringgradiger Verdickung der Bronchialwände (Bronchiektasien), die bis in die rechten Lungenlappen zu verfolgen war.

In der zytologischen Untersuchung der BAL waren vornehmlich nur eosinophile Granulozyten anwesend. In den vorliegenden Präparaten konnten keine Lungenwürmer oder andere Erreger nachgewiesen werden. Maligne Zellen waren ebenfalls nicht nachweisbar.


Diagnose und Therapie

Aufgrund der erhobenen Befunde wurde die Diagnose einer eosinophilen Bronchopneumonie gestellt. Piers wurde mit Flutide (Kortison) 250µg forte 1-2xtgl 2 Pumpstöße sowie Codein 30mg 1-2xtgl 1-2 Tbl für 3-4 Tage oder bei Bedarf entlassen. Zwei Tage später kam der Befund der Kotuntersuchung und ergab ein positives Ergebnis auf Angiostrongylus vasorum, dem kleinen französischen Herzwurm. Zusätzlich zur gestarteten Therapie wurde Piers mit Advocate (Imidacloprid und Moxidectin ) 3x alle 4 Wochen behandelt. Die abschließende Kotuntersuchung nach der 3. Behandlung ergab ein negatives Ergebnis auf Angiostrongylus vasorum. Die Symptome hatten sich auch schon bereits nach 1 Woche deutlich gebessert unter der Inhalationstherapie. Diese wurde schrittweise alle 4 Wochen reduziert, bis Piers kein Kortisonspray mehr erhielt. Seitdem ist er symptomfrei.


Exkurs Infektion mit dem Lungenwurm Angiostrongylus vasorum (kleiner französischer Herzwurm)

Piers hatte sich mit dem Lungenwurm Angiostrongylus vasorum infiziert und daraufhin diese massiven Symptome entwickelt, die dann zu einer sekundären eosinophilen Bronchopneumonie geführt haben. Relevante Lungenwürmer des Hundes sind neben dem dem Angiostrongylus vasorum (Großer Lungenwurm oder Französischer Herzwurm) auch Crenosoma vulpis (Kleiner Lungenwurm). Für beide Lungenwurmarten werden laut einer flächendeckenden Studie aus Deutschland hohe Befallsraten bei Hunden beschrieben. (1)

Die Lungenwürmer des Hundes sind, wie der Name vermuten lässt, Parasiten der Lunge. Sie besiedeln neben den luftführenden Wegen darüber hinaus bei Angiostrongylus vasorum als ausgewachsener Wurm vor allem die Blutgefäße, daher der Name. Er wird demnach auch „Französischer Herzwurm“ genannt. Der Parasit durchläuft im Laufe seines Lebens eine komplizierte Entwicklung und benötigt einen Zwischenwirt, die Schnecke. Diese nimmt die Larven des Parasiten auf. Nach erfolgter Weiterentwicklung des Parasiten in der Schnecke kann der Hund sich durch Aufnahme dieses infizierten Zwischenwirts anstecken. Ein Belecken beim Spielen reicht oft schon dafür aus.  Betroffen können Hunde jeden Alters sein. Eine Infektion mit Lungenwürmern, insbesondere die mit Angiostrongylus vasorum, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die sogar tödlich verlaufen kann.

Für A. vasorum dienen verschiedene Schneckenarten als Zwischenwirt. A. vasorum kommt in verschiedenen Ländern Europas ebenso vor wie in Afrika, Nord- und Südamerika. Bisher ist der Parasit vor allem in Dänemark, Großbritannien und Dänemark vorgekommen, weniger in Deutschland, wobei neuere Untersuchungen zeigen, das Deutschland eine neue Tendenz zur A

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Dr. Aryan Duque, FTÄ für Innere Medizin der Kleintiere

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