
Die Rückkehr des Dire wolf? Artenwiederbelebung im Fokus der Veterinärmedizin:
erstellt am 8. April 2025
Forscher:innen arbeiten mit Hochdruck daran, ausgestorbene Tierarten wie den dire wolf (Aenocyon dirus) mithilfe molekularbiologischer Methoden ins Leben zurückzuholen. Der jüngste Durchbruch eines US-amerikanischen Biotechnologieunternehmens bringt das scheinbar Unvorstellbare ein Stück näher an die Realität: ein lebender Nachkomme eines Tieres, das vor über 10.000 Jahren ausstarb.
Am 7. April 2025 gab Colossal Biosciences bekannt, erfolgreich drei dire-wolf-ähnliche Welpen zur Welt gebracht zu haben – Romulus, Remus und Khaleesi. Die Tiere entstanden durch eine Kombination aus Gen-Editing und Klonverfahren, bei der DNA-Elemente des ausgestorbenen dire wolf aus fossilen Funden isoliert und gezielt in das Genom lebender Caniden integriert wurden. Die modifizierten Zellkerne wurden in Eizellen von Haushunden eingebracht und von Leihhündinnen ausgetragen. Nach 65 Tagen Tragezeit kamen die Welpen per Kaiserschnitt zur Welt.
Dieser Durchbruch, den Colossal als weltweit ersten de-facto "De-Extinktions-Erfolg" eines Raubtiers bezeichnet, wirft essentielle Fragen auf – nicht nur ethische, sondern vor allem auch veterinärmedizinische. Denn mit der Rückkehr eines Tieres, das seit Jahrtausenden nicht mehr Teil lebender Ökosysteme ist, entsteht eine neue Verantwortung für die Tiermedizin.
Der dire wolf: Ein Räuber aus der Vergangenheit
Der dire wolf durchstreifte während des späten Pleistozäns große Teile Nordamerikas und zählt zu den bekanntesten eiszeitlichen Raubtieren. Im Gegensatz zum heutigen Grauwolf (Canis lupus) war Aenocyon dirus massiver gebaut und jagte in Rudeln. Lange betrachtete man ihn als direkten Vorfahren des Grauwolfs. Genetische Sequenzierungen, publiziert unter anderem im Fachjournal Nature (2021), bewiesen allerdings, dass es sich um eine vollständig eigenständige Linienentwicklung handelt – eine Art, die bereits vor Millionen von Jahren eigene evolutionäre Wege einschlug und genetisch nicht kreuzkompatibel mit Caniden der Gattung Canis ist.
Dieses Wissen ist essenziell für jede Wiederbelebungsstrategie, denn es bedeutet: Die Art lässt sich nicht rekonstruieren, indem man einfach "etwas Grauwolf" mit fossiler DNA ergänzt. Vielmehr müssen vollständig eigene genomische Modelle entwickelt und rekonstruierte Stammzellen spezifisch programmiert werden – ein extrem komplexer, teils spekulativer und ethisch kontrovers diskutierter Prozess.
Die De-Extinktion als Herausforderung für Tiermedizin und Tierschutz
Im Zuge der Wiederbelebung ausgestorbener Arten rücken Tiermediziner:innen in eine zentrale Rolle: Sie werden zu den Erstversorger:innen jener neu-alten Lebewesen. Das stellt die Veterinärmedizin vor bislang unbekannte Herausforderungen:
- Klinisches Wissen: Es gibt keine historische Krankheitsgeschichte, keine belastbaren Erfahrungswerte, keine Spezies-relevanten Therapieleitlinien.
- Physiologie & Anatomie: Morphologische und physiologische Besonderheiten müssen aus Fossilien konstruiert und bei noch lebenden Proxy-Tieren extrapoliert werden. Fehlerhafte Analysen könnten schwerwiegende Konsequenzen für das Tierwohl bedeuten.
- Ernährung & Haltung: Diätetik und Umweltanforderungen einer rekonstruierten Spezies sind rein hyp
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