
Waschbären auf dem Vormarsch – Epidemiologisches Risiko und veterinärmedizinische Relevanz einer invasiven Art
erstellt am 13. Juni 2025
Der Procyon lotor, gemeinhin als Waschbär bekannt, ist ein Musterbeispiel für die Anpassungsfähigkeit invasiver Säugetierarten. Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, hat er sich in den vergangenen Jahrzehnten fest in der europäischen Fauna etabliert – besonders in Deutschland. Seine rasante Verbreitung, sein enger Kontakt zu menschlicher Infrastruktur sowie seine Rolle als möglicher Reservoirtierträger zahlreicher zoonotischer Pathogene machen ihn zu einem aus veterinärmedizinischer Sicht hochrelevanten Wildtier.
Invasion durch Anpassung: Wie der Waschbär sich etabliert hat
Bereits in den 1930er Jahren wurde der Waschbär in Deutschland eingeführt – teils gezielt zur Bereicherung der Fauna, teils durch Ausbrüche aus Pelztierfarmen. Aus wenigen Individuen entwickelte sich eine beachtliche Population: Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) liegt die aktuelle Populationsgröße allein in Deutschland bei mehreren hunderttausend Tieren. Die höchste Dichte wurde in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg festgestellt.
Die Gründe für den Erfolg des Waschbären sind vielfältig: Er ist omnivor, flexibel in der Habitatwahl und zeigt ein bemerkenswertes Anpassungsvermögen an urbane Räume. In Städten nutzt er Dachböden, Mülltonnen und Gartenteiche fast ebenso effizient wie in der freien Natur Baumhöhlen oder Flussufer. Diese Nähe zum Menschen birgt jedoch konkrete Risiken.
Reservoir zoonotischer Erreger – eine unterschätzte Gefahr?
Waschbären sind potenzielle Träger verschiedenster Krankheitserreger, von denen einige veterinärmedizinisch und öffentlich gesundheitlich relevant sind. Besonders hervorzuheben sind dabei:
- Baylisascaris procyonis: Dieser Waschbärspulwurm ist ein gefürchteter Parasit, der in Nordamerika bereits als zoonotische Gefahr bekannt ist. Bei Infektionen des Menschen – vor allem bei Kindern – kann es zu schweren larvalen Migrationen, insbesondere ins zentrale Nervensystem, kommen. In Deutschland wurde der Parasit mittlerweile nachgewiesen, unter anderem in Hessen und Brandenburg.
- Leptospira spp.: Infektionen mit Leptospiren wurden wiederholt in Waschbären nachgewiesen. Diese Bakterien werden über Urin ausgeschieden – eine Gefahr sowohl für andere Wild- und Haustiere als auch für den Menschen.
- Staupevirus (CDV): Als Mitglied der Canidae-Familie ist der Waschbär empfänglich für das canine Staupevirus. Studien weisen auf eine relevante Prävalenz in manchen Regionen hin, was nicht zuletzt zum Risiko für Hunde und andere fleischfressende Wildtiere beiträgt.
- Tollwut: Obwohl Deutschland seit dem Jahr 2008 als frei von terrestrischer Tollwut gilt, wird die potenz
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Dogtor BarkAIEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.