Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Kleintierklinik Ettlingen, Abteilung Dermatologie,  Tierärztliches Zentrum Lautersack GmbH auf VetStage

Felines Atopisches Hautsyndrom bei einem EKH-Kater

erstellt am 10. November 2025

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Einleitung

Ein männlich-kastrierter Europäisch Kurzhaar-Kater wurde in der dermatologischen Abteilung der Kleintierklinik Ettlingen vorgestellt. Der Patient zeigte seit mehreren Wochen generalisierten Juckreiz, intensives Belecken des Abdomens und der Hintergliedmaßen sowie eine deutliche Schwellung der Oberlippe. Vorberichtlich traten in den letzten drei Jahren wiederholt ähnliche Hautsymptome auf; ein saisonaler Zusammenhang bestand nicht.

Symptome

Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich selbst induzierte Hautläsionen an mehreren Körperstellen. Am Abdomen fand sich eine symmetrische, kahle Fläche mit fokalen Erosionen und Krusten. Proximal an den Pfotenballen beider Hinterpfoten bestanden je eine fokale Ulzeration mit hämorrhagischer Kruste. Die Oberlippe war hochgradig geschwollen, medial ulzeriert und mit gelblich adhärentem Belag bedeckt. Zusätzlich fiel vermehrter Speichelfluss auf.

Vorgehen bei der dermatologischen Untersuchung der Katze

  1. Anamnese: Umfangreiche Erhebung der Vorgeschichte (Dauer, Saisonalität, Ernährung, Haltung, Ektoparasitenprophylaxe, andere Tiere im Haushalt).
  2. Allgemeine Untersuchung: Beurteilung von Allgemeinzustand, Fellstruktur, Körperkondition und Verhalten (übermäßige Fellpflege, Kratzaktivität).
  3. Lokalisation der Läsionen: Symmetrische Alopezien deuten häufig auf übermäßiges Schlecken hin; Läsionen an Kopf, Hals und Bauch sind typisch für allergische Ursachen.
  4. Art der Läsionen: Primäre Läsionen (Papeln, Pusteln, Erythem) geben Hinweise auf die Grundursache; sekundäre Läsionen (Krusten, Erosionen, Alopezien) sind meist Folge des Juckreizes.
  5. Zusätzliche Untersuchungen (abhängig von Art und Lokalisation):
  6. Zytologie (Klebeband- oder Abklatschpräparat) zur Erfassung bakterieller oder mykotischer Sekundärinfektionen.
  7. Hautgeschabsel zum Ausschluss von Parasiten (z. B. Demodex gatoi, Notoedres cati).
  8. Pilzkultur bei Verdacht auf Dermatophytose.
  9. Trichogramm und Wood’sche Lampe zur Differenzierung von Pilzbefall und selbstinduziertem Haarverlust.
  10. Allergiediagnostik: Nach Ausschluss parasitärer und infektiöser Ursachen: Eliminationsdiät sowie ggf. serologische oder intradermale Tests auf Umweltallergene.

Eine systematische und wiederholte Beurteilung ist insbesondere bei Katzen essenziell, da sie aufgrund ihres Putzverhaltens Primärläsionen häufig selbst zerstören, bevor sie beobachtet werden können.

Diagnostik

Neben den klinischen Befunden erfolgten Zytologie der betroffenen Hautareale sowie eine mikrobiologische Kultur:

  • Zytologie Lippe: zahlreiche Kokken (3+), vereinzelte Stäbchen (1–2+), reichlich neutrophile (3+) und eosinophile Granulozyten (2+).
  • Zytologie Pfote: eosinophile (2+) und neutrophile Granulozyten (3+).
  • Zytologie Abdomen: ausgeprägte neutrophile Entzündung (3+) mit DNA-Strängen (4+).
  • Aerobe bakterielle Kultur: Tupferprobe von der ulzerierten Oberlippe zur Identifikation und Resistenztestung.

Basierend auf Historie, Klinik (indolentes Ulkus Lippe, selbstinduzierte Alopezie Abdomen, eosinophil-ulzerative Läsionen Pfoten) und Zytologie wurde ein felines atopisches Syndrom (FAS) mit sekundärer bakterieller Infektion diagnostiziert. Trotz regelmäßiger Ektoparasitenprophylaxe wurden eine Futtermittelallergie und eine Umweltallergie als Auslöser in Betracht

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Kleintierklinik Ettlingen, Abteilung Dermatologie

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