Fachbeitrag
Ein Beitrag von  Tierärztin Julia Brüner,  DiploVets (Vet-X-Perts GmbH) auf VetStage

Alpha-Chloralose-Vergiftung bei Hund und Katze - Häufung der Fälle nicht nur in der kühleren Jahreszeit

erstellt am 10. März 2022

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Vergiftung mit Chloralose bei Hund und Katze

Alpha-Chloralose, häufig als “neuartiges Mäusegift” bezeichnet, kann bei oraler Aufnahme unbehandelt tödlich enden.

Eine Intoxikation kann sowohl primär durch die direkte Aufnahme der Köder als auch sekundär durch das Fressen von vergifteten Mäusen ausgelöst werden.

Was ist alpha-Chloralose und wofür wird es verwendet?

Alpha-Chloralose (Chloralose) ist ein seit 2011 in der EU zugelassenes und seit 2018 in Deutschland verstärkt eingesetztes Rodentizid. Die Köder, meist mit Mehl oder Getreide vermischt bzw. als Paste verwendet, dürfen lediglich in geschlossenen Räumen und unter bestimmten Bedingungen verwendet werden.

Hier liegt allerdings häufig der Knackpunkt - da das Mittel aktuell frei verkäuflich ist, wird es teilweise auch unsachgemäß im Außenbereich angewendet. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es versehentlich von Katzen, Hunden oder Wildtieren aufgenommen wird.

Da das Mittel bei Nagern den Tod durch Hypothermie hervorruft, wird es bevorzugt in den Herbst- und Wintermonaten angewendet, jedoch nicht ausschließlich.

Wirkprinzip

Hauptwirkung:

  •     Beeinflussung der Thermoregulation (Hypothermie)
  •     depressive Wirkung auf das ZNS (bis hin zum Koma)
  •     gleichzeitig stimulierende Wirkung auf spinale Reflexe (Hyperästhesie, Hyperreflexie, Spasmen)
  •     eine bronchiale Hypersekretion kann zu Dyspnoe führen

Wirkungseintritt: 30 min bis 4 Stunden nach Aufnahme

Ab welcher Dosis besteht Gefahr für Hund und Katze?

“Die minimale letale orale Dosis beträgt für Hunde 600-1000 mg/kg Körpergewicht, für Katzen 100 mg/kg Körpergewicht” (Lees & Pharm, 1972)

Dazu ein praxisnahes Rechenbeispiel anhand der Katze:

Eine Herstellerfirma empfiehlt mind.10 g Köder pro 3-5 Meter.

In den Ködern sind laut Hersteller 44 g/kg Chloralose enthalten. In 10 g Köder sind also 0,44 Gramm oder 440 mg Chloralose enthalten.

    → Folglich können 10 g, was ca. 1 Teelöffel Köder entspricht, bzw. eine vergiftete Maus ausreichen, um bei einer 4kg Katze einen letalen Ausgang hervorzurufen.

Hunde hingegen benötigen zwar höhere Dosierungen, wobei jedoch nicht vergessen werden sollte, dass diese häufig größere Mengen Fressbares auf einmal zu sich nehmen.

Mögliche Symptome

  •     Meist Hypothermie - es werden allerdings auch Fälle von Normothermie bzw Hyperthermie (vor allem bei Hunden) beschrieben. Gründe dafür können u.a. sein: Erhöhung der    Körpertemperatur durch Krampfzustände, Festliegen in der prallen Sonne oder iatrogen durch starke Wärmezufuhr
  •     → Das Ausbleiben einer Hypothermie scheint daher keinen Ausschluss der Verdachtsdiagnose darzustellen
  •     neurologische Symptomatik: Tremor, Ataxie, Spasmen, Koma/Somnolenz
  •     Hyperreflexie und/oder Hyperästhesie
  •     Miosis, selten auch abwechselnd mit Mydriasis
  •     Hypersalivation
  •     Dyspnoe bis hin zu Apnoe (bedingt durch bronchiale Hypersekretion)
  •     Zyanose

Diagnose

Eine Verdachtsdiagnose kann häufig bereits durch die Anamnese sowie die klinische Erstuntersuchung gestellt werden.
Teilweise ist der röntgenologische Nachweis knochendichter Strukturen aufgenommener Nager möglich.

Alpha-Chloralose ist direkt in Serum, Urin, Mageninhalt oder den Ködern selbst nachweisbar.

Mögliche Labordiagnostik bei Verdachtspatienten:

  •     Großes Blutbild und Blutchemie
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Tierärztin Julia Brüner

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