Leitsymptom progressive Ataxie: Ein spannender neurologischer Fall aus der Tierarztpraxis Sörensen

Vorgeschichte

Vincent, ein 10 Jahre alter Europäisch Kurzhaar Kater zeigte seit Februar 2023 progressive Ataxie der Hinterextremitäten und verminderten Appetit. Eine vorherige Blutuntersuchung im Januar, die im Rahmen einer Magen-Darm-Problematik durchgeführt wurde /Blutbild inkl. geriatrischen Serum-Biochemie-Profil (Idexx®) und Elektrolyten) war bis auf ein ggr. erhöhtem Cholesterin-Wert unauffällig. Eine Röntgenuntersuchung der Lenden-Wirbelsäule in zwei Ebenen war unauffällig. Die Verdachtstherapie einer Myelopathie unbekannter Ursache mit einem NSAID erbrachte nur eine kurzfristige Besserung.

Vorstellung und weiterführende Untersuchungen

Aufgrund der progressiven Ataxie, die vermehrt Springen auf selbst niedrige Möbel verhinderte, wurde er zwei Tage später in der neurologischen Sprechstunde vorgestellt. Er war aufmerksam und responsiv, Vitalparameter waren unauffällig, auch wenn ein deutliches oberes respiratorisches Atemgeräusch auffiel. Hüpfreaktionen aller Gliedmaßen waren deutlich verzögert, z.T. leicht hypermetrisch. Schluckreflexe unauffällig. Die Drohantworten beider Augen reduziert. Positioneller physiologischer Nystagmus in Rückenlage etwas arrhythmisch. Aufgrund des Atemgeräusches und der eindeutigen vestibulären Störungen wurde zuerst ein peripheres Problem unter Beteiligung des Kleinhirnes vermutet, z.B. Mittelohr- und nasopharyngeale Umfangsvermehrungen (z.B. Polypen) mit sekundärer bakterieller Infektion und zentripedaler Ausbreitung entlang des vestibulo-cochlearen Nervens in Richtung Hirnstamm, was bei Katzen bisweilen vorkommt. Da beide Trommelfelle intakt waren, wurde auf die Probenentnahme zur Anzüchtung möglicher Erreger aufgrund der nicht unerheblich zu erwartenden Schädigung des Patienten verzichtet und eine anitbiotische Verdachtstherapie begonnen.

Das klinische Update per Email durch die Besitzer fiel gemischt aus, sie vermuteten nur eine minima