
Läsion des kaudalen Spannsägenapparates: Eine seltene Ursache eines pathognomonischen klinischen Bildes beim Pferd
erstellt am 2. Oktober 2025
Einleitung
Eine 18-jährige Warmblutstute wurde mit akuter, seit einer Woche bestehender Lahmheit der linken Hintergliedmaße vorgestellt. Die Stute zeigte initial ein Aufsetzen lediglich mit der Zehenspitze, wobei sich die Symptomatik nach kurzer Schrittbewegung geringfügig besserte. Eine Vorbehandlung mit NSAIDs blieb ohne klinischen Erfolg.
Symptomatik
Die Hufzange war unauffällig, eine verstärkte Pulsation der Metatarsalarterie lag nicht vor, und die Beugung der Gelenke hinten links war nicht schmerzhaft. Bei der Adspektion und Palpation zeigte sich eine umschriebene Delle in der linken Kniekehle zwischen M. semitendinosus und M. biceps femoris (vgl. Foto) sowie ein reduziertes Muskelvolumen im proximalen Bereich des M. biceps femoris. Druckdolenz bestand im Bereich der Tuber sacralia, der Kruppenmuskulatur sowie über dem Trochanter major.
Im Schritt zeigte die Stute eine
deutliche Verkürzung der Vorführphase sowie eine verlängerte
kaudale Stützbeinphase. Während der Stützbeinphase kam es zur
medialen Rotation des Hufes mit gleichzeitiger lateraler Rotation
des Tuber calcanei. Beim Rückwärtsrichten wurde ein Absinken der
Kruppe durch vermehrte Sprunggelenksflexion bei unveränderter
Kniegelenkstellung beobachtet.
Im Trab bestand auf hartem Boden eine mittelgradige Lahmheit (Grad
3/5) hinten links mit Innenrotation der Gliedmaße. An der Longe war
ein Trab nahezu unmöglich. Charakteristisch war ein deutliches
Absinken des Beckens während der linken Stützbeinphase mit
fehlender Beckenhebung beim Abfußen.
Die Beugeproben der Zehe sowie des Sprung- und Kniegelenkes waren
deutlich positiv; hinten rechts lediglich gering positiv.
Diagnostik
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Lokalanästhesien: tiefe 6-Punkt, hohe 4-Punkt und intraartikuläre Anästhesie aller 3 Abteilungen des Kniegelenkes hinten links waren negativ
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Röntgen: isolierte Verschattung an der lateralen Gleichbeinbasis, geringe Osteoarthrose mediales Kniekehlgelenk
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Ultraschall (transkutan, transrektal, lateraler Femur): deutliche Hypoechogenität mit Faserstrukturverlust am Ansatz des M. flexor digitalis superficialis sowie des lateralen Anteils des M. gastrocnemius in der Fossa supracondylaris. Anechogenes perilesionales Ödem sowie unregelmäßige Knochenoberfläche mit kleinen Fragmenten
Diagnose
Es liegt eine Ruptur des lateralen Ursprunges des M. gastrocnemius in Kombination mit einer Enthesiopathie des Ursprungs des M. flexor digitalis superficialis im Bereich der Fossa supracondylaris vor. Diese Veränderungen führten zu einem partiellen Versagen des kaudalen Anteils der Spannsägenkonstruktion.
Der Spannsägenmechanismus dient
physiologisch der Stabilisierung des Knie- und Sprunggelenkes
während der Stützbeinphase. Insbesondere der M.
gastrocnemius und der M. flexor digitalis
superficialis verhindern durch ihre Spannung die Flexion
des Sprunggelenkes, während das Knie in Extension verbleibt.
Kommt es – wie in diesem Fall – zu einer strukturellen Schädigung
dieser Urspr
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Themengebiete
Autor:innen
Daniela Heinemann (Pferdeklinik Seeburg), Julie Pokar (TeamVet)Ein interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.