Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Daniela Heinemann (Pferdeklinik Seeburg), Julie Pokar (TeamVet),  TeamVet Tierkliniken auf VetStage

Läsion des kaudalen Spannsägenapparates: Eine seltene Ursache eines pathognomonischen klinischen Bildes beim Pferd

erstellt am 2. Oktober 2025

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Einleitung

Eine 18-jährige Warmblutstute wurde mit akuter, seit einer Woche bestehender Lahmheit der linken Hintergliedmaße vorgestellt. Die Stute zeigte initial ein Aufsetzen lediglich mit der Zehenspitze, wobei sich die Symptomatik nach kurzer Schrittbewegung geringfügig besserte. Eine Vorbehandlung mit NSAIDs blieb ohne klinischen Erfolg.

Symptomatik

Die Hufzange war unauffällig, eine verstärkte Pulsation der Metatarsalarterie lag nicht vor, und die Beugung der Gelenke hinten links war nicht schmerzhaft. Bei der Adspektion und Palpation zeigte sich eine umschriebene Delle in der linken Kniekehle zwischen M. semitendinosus und M. biceps femoris (vgl. Foto) sowie ein reduziertes Muskelvolumen im proximalen Bereich des M. biceps femoris. Druckdolenz bestand im Bereich der Tuber sacralia, der Kruppenmuskulatur sowie über dem Trochanter major.

Im Schritt zeigte die Stute eine deutliche Verkürzung der Vorführphase sowie eine verlängerte kaudale Stützbeinphase. Während der Stützbeinphase kam es zur medialen Rotation des Hufes mit gleichzeitiger lateraler Rotation des Tuber calcanei. Beim Rückwärtsrichten wurde ein Absinken der Kruppe durch vermehrte Sprunggelenksflexion bei unveränderter Kniegelenkstellung beobachtet.
Im Trab bestand auf hartem Boden eine mittelgradige Lahmheit (Grad 3/5) hinten links mit Innenrotation der Gliedmaße. An der Longe war ein Trab nahezu unmöglich. Charakteristisch war ein deutliches Absinken des Beckens während der linken Stützbeinphase mit fehlender Beckenhebung beim Abfußen.
Die Beugeproben der Zehe sowie des Sprung- und Kniegelenkes waren deutlich positiv; hinten rechts lediglich gering positiv.

Diagnostik

  • Lokalanästhesien: tiefe 6-Punkt, hohe 4-Punkt und intraartikuläre Anästhesie aller 3 Abteilungen des Kniegelenkes hinten links waren negativ

  • Röntgen: isolierte Verschattung an der lateralen Gleichbeinbasis, geringe Osteoarthrose mediales Kniekehlgelenk

  • Ultraschall (transkutan, transrektal, lateraler Femur): deutliche Hypoechogenität mit Faserstrukturverlust am Ansatz des M. flexor digitalis superficialis sowie des lateralen Anteils des M. gastrocnemius in der Fossa supracondylaris. Anechogenes perilesionales Ödem sowie unregelmäßige Knochenoberfläche mit kleinen Fragmenten

Diagnose

Es liegt eine Ruptur des lateralen Ursprunges des M. gastrocnemius in Kombination mit einer Enthesiopathie des Ursprungs des M. flexor digitalis superficialis im Bereich der Fossa supracondylaris vor. Diese Veränderungen führten zu einem partiellen Versagen des kaudalen Anteils der Spannsägenkonstruktion.

Der Spannsägenmechanismus dient physiologisch der Stabilisierung des Knie- und Sprunggelenkes während der Stützbeinphase. Insbesondere der M. gastrocnemius und der M. flexor digitalis superficialis verhindern durch ihre Spannung die Flexion des Sprunggelenkes, während das Knie in Extension verbleibt.
Kommt es – wie in diesem Fall – zu einer strukturellen Schädigung dieser Urspr

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Autor:innen

Daniela Heinemann (Pferdeklinik Seeburg), Julie Pokar (TeamVet)

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