Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Julia Neumann, Tierklinik Posthausen,  Verbund Unabhängiger Kleintierkliniken e.V. auf VetStage

Schussverletzung der Halswirbelsäule bei einem 10 Monate alten Europäisch Kurzhaar-Kater

erstellt am 4. November 2025

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Einleitung

Ein junger, 10 Monate alter Kater wurde stark unterkühlt und in Seitenlage im Freien aufgefunden. Die Besitzer brachten ihn aufgrund seiner Immobilität und einer sichtbaren Wunde im Halsbereich in die Tierklinik Posthausen. Bei der Aufnahme zeigte das Tier schwere neurologische Ausfälle, die eine sofortige Notfallversorgung und weiterführende Diagnostik erforderlich machten.

Symptome

Der Kater befand sich bei Einlieferung in reduziertem Allgemein- und Ernährungszustand, war stark hypotherm und reagierte schmerzhaft auf Berührung im Halsbereich. Eine oberflächliche, blutige Wunde war ventral am Hals sichtbar. Neurologisch zeigte sich eine ausgeprägte Tetraparese mit Betonung der rechten Seite. Eigenständige Bewegungen der Gliedmaßen waren kaum möglich, die Spinalreflexe waren abgeschwächt. 

Diagnostik

Nach der initialen Stabilisierung von Kreislauf und Körpertemperatur erfolgte eine umfassende Bildgebung zur Abklärung des zugrunde liegenden Traumas:

  • Röntgen Hals/Thorax: Darstellung eines runden metallischen Fremdkörpers im Bereich der Halswirbelsäule auf Höhe C4/5; keine Hinweise auf weitere Thoraxverletzungen.
  • Sonographie Abdomen: unauffällig, keine Hinweise auf viszerale Verletzungen.
  • Blutuntersuchung: unauffällige Organparameter und Hämatologie.
  • Computertomographie (CT): Bestätigung des Projektils im Spinalkanal zwischen C4 und C5, mit Kompression des Rückenmarks und lokaler Fraktur des Wirbelbogens.

Die Befunde stützten die Diagnose einer traumatischen Rückenmarksverletzung im Bereich C4/5 infolge einer Schussverletzung.

Hintergrundwissen

Bei traumatischen Rückenmarksverletzungen infolge von Fremdkörpern (z. B. Projektilen oder Splittern) kann das klinische Bild stark variieren – von milder Parese bis zu vollständiger Tetraplegie. Läsionen im Bereich C1–C5 führen typischerweise zu einer spastischen Tetraparese, häufig mit erhaltenen spinalen Reflexen, jedoch gestörter propriozeptiver Wahrnehmung.
Im akuten Stadium steht die Vermeidung sekundärer Schädigungen im Vordergrund: Hypoxie, Hypotension und Ödembildung können die Prognose deutlich verschlechtern. Eine Kombination aus chirurgischer Entlastung, adäquater Analgesie und frühzeitiger Physiotherapie gilt als entscheidend für eine erfolgreiche Rehabilitation.

Therapie

In der Notfallphase stand zunächst die Kreislaufstabilisierung und Schmerzreduktion im Vordergrund. Der Kater erhielt Infusionstherapie, Breitspektrumantibiotika sowie eine multimodale Analgesie mit Methadon, später ergänzt durch einen Fentanyl-Lidocain-Ketamin-Dauerinfusionstropf.

Nach Stabilisierung wurde die operative Entfernung des Projektils geplant. Über einen dorsolateralen Zugan

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Autor:innen

Julia Neumann, Tierklinik Posthausen

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