Unterbauchödem bei einem Meerschweinchen
erstellt am 25. November 2025
Einleitung
Das 6,5 Jahre alte, weibliche, unkastrierte Meerschweinchen „Struppi“ wurde in der Praxis Kleintierärzte Wilhelmshöhe aufgrund einer zunehmenden Umfangsvermehrung des Abdomens und einer seit mehreren Wochen fortschreitenden Muskelatrophie trotz unverändert gutem Appetit vorgestellt. Drei Monate zuvor war bereits ein Verdacht auf eine Endometriose gestellt und erfolgreich konservativ behandelt worden; damals fiel eine geringgradige Kardiomegalie auf, deren weitere Abklärung zunächst, auf Wunsch der Besitzer, nicht erfolgte.
Klinische Untersuchung
Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich Struppi in reduziertem Allgemeinbefinden, mit subkutanem Ödem im ventralen Abdomenbereich. Die Atmung war bei Vorstellung unauffällig, die Schleimhäute rosig, die Körpertemperatur mit 38,7°C im Normalbereich. Das Abdomen erschien mgr. dolent, gespannt und mäßig aufgegast.
Diagnostik
Im Röntgenbild zeigte sich der Magen-Darm-Trakt deutlich aufgegast, differenzialdiagnostisch im Sinne einer Tympanie oder Aerophagie. Zudem war ein abdominaler Detailverlust sichtbar, z.B. durch Aszites, wenig abdominales Fettgewebe (z.B. bei Abmagerung) oder Peritonitis sichtbar. Das Unterbauchödem ist als weichteildichter Schatten im ventralen Abdomenbereich sichtbar. In der LL-Projektion war die Gliedmaße nicht ausreichend ausgezogen, eine Wiederholungsaufnahme war allerdings aufgrund progressiver Dyspnoe nicht sinnvoll.
Die sonographische Untersuchung ergab einen geringgradigen Aszites und gestaute Leber- und Portalvenen bei vergrößerter Leber. Diese pathologischen Veränderungen waren in der Voruntersuchung drei Monate zuvor nicht vorhanden. Aus diesem Grund wurde ein Thoraxröntgen, sowie ein Blutprofil angefertigt. Das Thoraxröntgen zeigte eine Kardiomegalie und eine diffuse weichteildichte Verschattung kaudal der Herzsilhouette, was auf pulmonale oder mediastinale Veränderungen hinweist. Im Blutprofil zeigte sich ein erhöhter T4-Wert (von 5,4 µg/dl) und eine geringgradige Bilirubinerhöhung, während alle weiteren Parameter im Referenzbereich lagen. Zuletzt wurde eine Echokardiographie durchgeführt, die bds. vergrößerte Vorhöfe zeigte, wobei das Ausmaß der kardiologischen Veränderungen nicht als Erklärung für die Hepatomegalie und das Unterbauchödem ausreichte.
Diagnose und Differenzialdiagnosen
Die erhobenen Befunde sprachen für eine Hyperthyreose mit sekundären kardiovaskulären und hepatischen Veränderungen. Differenzialdiagnostisch kamen eine dilatative Kardiomyopathie (deren Ausmaß unzureichend zur Erklärung der Ödeme war) sowie eine Hepatopathie (DD: Stauungsleber, Hepatitis, diffuse Neoplasie) in Betracht.
Hintergrundwissen
Ödeme und Ergüsse bei Kleinsäugern wie Meerschweinchen entstehen häufig infolge kardiovaskulärer oder systemischer Stoffwechselstörungen. Eine chronische Volumenbelastung des Herzens, etwa durch eine zugrundeliegende Hyperthyreose, kann über eine gesteigerte Herzfrequenz und Myokardhypertrophie zu einer diastolischen Dysfunktion und sekundärer
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Kleintierärzte WilhelmshöheEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.
